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Maigret à Pigalle
Jahr: F/I/ 1966
R, B: Mario Landi
B: Sergio Amidei, Pierre Kalfon
K: Giuseppe Ruzzolini
M: Armando Trovajoli
D: Gino Cervi, Raymond Pellegrin, Lila Kedrova, Daniel Ollier
Quelle: DVD (Pidax). Dank fürs Rezi-Exemplar!
Arlette (José Greci), junge Stripperin in einem Bumslokal im Pariser Vergnügungsviertel, sucht spät nachts und ziemlich erfrischt das örtliche Polizeirevier auf. Sie habe an nämlichem Abend zwei Männer belauscht, die einen mit Mord garnierten Raubüberfall auf eine Gräfin planen. Die Cops glauben ihr kein Wort, zumal sie nach einem kurzen Nickerchen sowieso nix gesagt haben will.
Doch am nächsten Morgen ist Arlette hinüber, erdrosselt unter der Dusche. Inspektor Lognon (Alfred Adam) ist tief zerknirscht: Er hatte Arlettes Anzeige gleich in die „Ablage Rund“ befördert. Nun fühlt er sich mitschuldig am Tod der Lady. Um seinem Kumpel Lognon zu helfen, lässt Kommissar Jules Maigret, gewieftester Spürhund von Paris, sogar seinen bereits gebuchten Urlaub sausen.
Es stellt sich rasch heraus, dass Arlettes Arbeitgeber Maigrets alter Bekannter Fred Alfonsi (Raymond Pellegrin) ist, einst notorischer Knastologe, jetzt ehrbar gewordener Stripbarbesitzer. Zudem findet sich am selben Tag tatsächlich noch eine weitere Leiche: Wie von Arlette angezeigt, hatten zuvor bereits Unbekannte der gesellschaftlich hust abgerutschten Gräfin von Varnheim den Gashahn zugedreht.
Maigret und seine beiden Assis La Pointe (Riccardo Garrone) und Janvier (Claudio Biava) haben jetzt eine Menge zu tun, um die Fäden aufzudröseln. Zumal sich die Fakten letztlich doch anders darstellen, als sie es anfangs vorgaben ;-).
Die Kritik des Gunslingers
Im Zuge der 1964 in Italien angelaufenen Fernsehserie um den knorrigen Kriminalen mit der fast festgetackerten Pfeife im Gesicht entstand 1967 auch – und sogar in Farbe – ein Kinofilm. Mario Landi, Regisseur der Serie, nahm auch hier auf dem Regieschemel Platz; sein Serien-Maigret Gino Cervi schlüpfte in die Rolle des Kommissars.
Schon von der Physiognomie her trifft der hierzulande vor allem als „Peppone“ in den „Don-Camillo“-Streifen bekannt gewordene Cervi das literarische Vorbild von Georges Simenon ziemlich genau: ein bulliger Pfeifenraucher, der weniger mit Gehirnakrobatik als vielmehr mit Empathie und Menschenkenntnis seine Fälle löst. Im Gegensatz zur Buchvorlage verpasst Cervi seinem Maigret dazu eine satte Ladung Impulsivität und damit eine italienische Komponente. So droht Maigret einem Zeugen, der auf witzig macht, ohne zu zögern Schläge an. Dass diese Drohung keine leere ist, bekommt der verdächtige Philippe zu spüren, den Maigret mit einer gepfefferten Ohrfeige maßregelt, als der ihm dumm kommen will.
Während sich Cervi selbst gar nicht und Landi kaum im Genrefilm tummelten, sind unter anderem als Maigrets Assis zwei bekannte Gesichter zu sehen. Riccardo Garrone, dessen Bruder Sergio beispielsweise einige Italowestern inszenierte, war seit den frühen 1960ern Stammgast im italienischen Kommerzkino: Komödien, Western, Thriller. Die Anzahl der Streifen, in den Garrones markantes, sehr häufig schnauzbewehrtes Gesicht auftaucht geht in den dreistelligen Bereich. Und auch Claudio Biava ist dem gerne abseitig gründelnden Filmfreund ebenfalls nicht unbekannt: Er machte in zahlreichen Western und Thrillern der 1960er- und 1970er-Jahre seine Aufwartung. Für den melodiösen Score sorgte der erfahrene Armando Trovajoli.
Der Streifen bietet gute Krimiunterhaltung, wenn auch ohne größere Spannungsspitzen. Doch dafür schaut man ja auch nicht Maigret-Filme ;-). Für ein ungetrübtes Filmvergnügen braucht man einen guten Maigret … Check. Eine authentische Atmo … Check. Und wenn möglich einen feinen Score … Check. Dazu kommt hier noch eine in Sachen gute Leistungen geschlossene Darstellerriege.
Rating: $$$+
Splatter: 1/10