Gentlemen, The

OT:
The Gentlemen



Jahr: GB/USA 2024
R: Guy Ritchie u.a.
B: Guy Ritchie, Matthew Read, u.a.
K: Callan Green u.a.
M: Christopher Benstead
D: Theo James, Kaya Scodelario, Daniel Ings, Vinnie Jones
Deutsche Erstausstrahlung: 2024 (Netflix)
Staffeln: 1 mit 8 Episoden à ca. 50 – 60 Minuten (Stand 2024; mindestens eine weitere Staffel wird folgen)

Quelle: Netflix

Edward „Eddie“ Horniman (Theo James) schiebt als Offizier der britischen Armee im Auftrag der UN Dienst an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien. Dann ereilt ihn die Nachricht vom Ableben seines Vaters, des Herzogs von Halstead. Überraschenderweise hat der alte Herr sämtliche Besitztümer inklusive des Adelstitels Eddie vermacht, und nicht seinem älteren Bruder Frederick „Freddie“ (Daniel Ings). Letzterer kriegt auch nur wenig auf die Reihe, ist Glücksspiel, Wetten und Erfrischungen aller Art durchaus aufgeschlossen. Leider bringt das wiederholt Kalamitäten mit sich.
Adel verpflichtet, heißt es so schön im Volksmund. Und so lernt Eddie schon sehr bald die taffe Susie Glass (Kaya Scodelario) kennen. Der alte Duke nämlich hatte einen Pakt mit Susies Vater Bobbie (Ray Winstone) geschlossen, einem der großen Drogenbarone im Land: Gegen eine üppige Provision unterhält der Glass-Clan inzwischen seit Jahren eine ausgedehnte Marihuana-Plantage unter einer Farm auf dem Halstead-Grundstück. Bobbie befindet sich derzeit im offenen Vollzug; daher leitet Susie momentan sämtliche Glass-Geschäfte.
Eddie hat zwar eigentlich keine Lust auf diese Aktivitäten, lässt sich aber erstmal auf eine Zusammenarbeit ein, und erweist sich schnell als ein Naturtalent. Eher kurz- als mittelfristig jedoch plant er jedoch, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen und den Drogen-Vertrag aufzukündigen. Doch das ist keine Option für Familie Glass.

Hauptcharaktere:

Edward Horniman, Duke of Halstead:
Eddie ist ein straighter Typ, der alles, was er tut, richtig macht. Das gilt für den Dienst an der Waffe genauso wie für die anfallenden Pflichten aus der Zusammenarbeit mit der Glass-Familie. Findet zunehmend Gefallen daran, ein Gangster zu sein. Er achtet dabei immer auf Fairness und dass möglichst niemand zu Schaden kommt, wenn er es nicht verdient hat. Will den Vertrag mit Glass presto kündigen.
 
Susie Glass:
Tochter der Gangsterlegende Bobbie. Geschäftsführerin des Glass-Imperiums, zumindest solange Pops im – wenn auch sehr komfortablen – offenen Vollzug sitzt. Sie ist genau andersrum gepolt wie Eddie. Nicht nur entstammt sie eher der Unterschicht: Unter Susies attraktiver Schale liegt zudem ein brettharter Kern, allein dem Prosperieren der Geschäfte verpflichtet. Das wird dann schon mal ziemlich körperlich.
  
Frederick „Freddie“ Horniman:
Im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Edward ist Freddie ein Traumtänzer und Hallodri, der es gerne krachen lässt. Er sieht das Familienvermögen vor allem als Kapital, dass in Glücksspiel und Erfrischungen zu reinvestieren ist, bzw. um die daraus entstandenen Außenstände zu begleichen. Will entgegen Eddies Absichten weiter mit den Glass‘ spielen. Sein Projekt: Marihuana-Pflanzen in der Erde von Koka-Pflanzen aufziehen, damit erstere mehr knallen.

Zitate:

„Wir haben Angestellte; wir haben Klienten. Die müssen das Prinzip ‚Ursache und Wirkung‘ verstehen. Ich meine: Irgendwer muss büßen.“ (Bei Geschätftsfrau Mercy Moreno (Martha Millan) ist das „Mercy“ sehr klein geschrieben)

„Das einzige, was er mehr liebt als Rotwein und gutes Essen ist der Klang seiner Stimme.“
(Susie Glass über ihren windigen Kontaktmann de Groot (Kristofer Hivju))

Freddie: „Wir müssen nur rausfinden, was wir gut können. Und dann: Fick die Konsequenzen in den Arsch.“ – Edward: Die Konsequenzen ficken dich in den Arsch, wenn du 14 Jahre absitzen musst.“ (Freddie hat keine Lust, auf die vergleichsweise bequem verdienten Cannabis-Pennunzen zu verzichten)

„Fickt die schlechten Vibes!“
(Chuckie „Die Kobra“ (Guz Khan) ist eher für einfache Strategien)

„Sie kommen hierher und sagen mir, dass Sie mich zweimal gefickt haben?
(Bobby Glass redet nicht um den heißen Brei herum)

„Sie haben mein Wort als Gentleman.“
(Diese Worte aus dem Mund von Stanley Johnston (Giancarlo Esposito) könnte man fast euphemistisch nennen)

Die Kritik des Gunslingers

Wo Guy Ritchie draufsteht, ist in der Regel auch Guy Ritchie drin. Das gilt genauso für vorliegende Miniserie, die nach Motiven seines gleichnamigen Films von 2019 entstand. Geblieben ist hier aber hauptsächlich die Grundidee des aussteigewilligen Drogenbarons. Ansonsten gibt’s hier ein komplett neues Figurensortiment, das enormen Spaß bereitet. Ritchie selbst hat sich in Sachen Regie zurückgehalten und saß nur in den beiden Auftaktfolgen auf dem Schemel. Ansonsten wirkte er vor allem als Produzent und Drehbuchautor mit.
Es gibt deutliche Parallelen zum großartigen „Breaking Bad“. Das ist einmal Giancarlo Esposito, der in „BB“ als Gustavo Frings, Inhaber der Fastfoodkette „Los Pollos Hermanos“ und Drogenhändler eines mexikanischen Kartells, Gegenspieler des Protagonisten Walter White ist. Hier taucht er als undurchsichtiger amerikanischer Geschäftsmann Stanley Johnston auf, der Eddie erst gehörig auf den Sack geht, danach aber vorübergehend gemeinsame Sache mit ihm macht. Ebenfalls ähnlich: In beiden Serien stolpern die Protagonisten eher zufällig ins Drogengeschäft: In „BB“ dienen Walters Krebserkrankung und die nachfolgenden Finanzprobleme als Initialzündung; hier erbt Eddie mit dem Landsitz auch die Geschäftsverbindungen seines Vaters.
Nicht zuletzt verbindet beide Serien auch die Machart. So wechseln eher spaßige Momente mit rauer und nicht zuletzt blutiger Action oder dramatischen Elementen. Das wirkt an keiner Stelle „zusammengeklatscht“, sondern immer organisch. Klasse eingebaute Rückblenden – häufig visualisierte Erinnerungen oder Erzählungen – und graphisch angereicherte Szenen, etwa durch kurze, handgeletterte „Erklärtexte“, stehen ebenfalls auf der Habenseite. Alles im besten Ritchie-Stil.
Auch der Cast lässt sich nicht lumpen. Auffällig sind insbesondere die Nebenrollen wie Daniel Ings als Eddies Bruder Freddie oder der großartige Vinnie Jones. Letzterer gibt Geoff, den coolen Verwalter des Halstead-Anwesens: brettharte Schale, aber ein empathischer Kern mit Sinn für Fairness. Und natürlich Ray Winstone als Bobbie Glass. Thumbs up, liebe Freunde.
Für 2025 ist eine zweite Staffel angekündigt

Rating: $$$$$

Splatter: 4/10





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