OT:
Hotel Colonial
AT:
Hotel Continental – Das Dschungelhaus ohne Gesetz
Killer Connection
Jahr: USA/I 1987
R, B: Cinzia Th. Torrini
B: Enzo Montelione, Robert Katz, Ira Barmak
K: Giuseppe Rotunno
M: Pino Donaggio
D: John Savage, Robert Duvall, Massimo Troisi, Rachel Ward
Quelle: DVD (Pidax). Danke fürs Rezi-Exemplar!
Früh morgens um vier ist die Nacht für Marco Venieri zu Ende. Telefonisch teilt ihm seine Schwägerin mit, dass sich sein Bruder Luca in einem kleinen Kaff in Kolumbien die Kugel gegeben hat. Luca, einst Söldnerführer und Guerillero, gehört nicht nur zu den meistgesuchten Männern Südamerikas, sondern hatte es sich auch mit alten Weggefährten verscherzt, indem er mit den Cops kooperierte. Nach seiner Haftentlassung war er wieder untergetaucht und somit seit Jahren von der Bildfläche verschwunden.
Marco reist also nach Kolumbien, um die Leiche zu identifizieren und heimzuholen. Zwar ist der in einer Fischhalle aufbewahrte Tote übel zugerichtet – ja, ja, so ein Kopfschuss schafft so allerhand Raum –, doch Marco erkennt recht flott, dass das nicht Luca ist. Der schien in den letzten Jahren kräftig im Koksgeschäft mitgemischt zu haben und hat es zu unrühmlicher Bekanntheit in der Region gebracht. Marcos Recherche führt ihn ins Dreiländereck Peru, Kolumbien, Brasilien, in ein verranztes Grenzstädtchen am Rande des Regenwalds. Hier wird er zwar fündig, doch manche Dinge will man besser nicht finden.
Zitate:
„Furchtbares Klima da unten, aber guter Koks. Policia … nada.“ (Alter Knasti (Carlos De Leon) zu Marco)
Irene (Rachel Ward) „Was immer du hier suchst, du wirst es nie finden.“
Roberto (Robert Duvall): „Das hier ist der ganzen Welt Arschloch. Keine Sau interessiert, was wir hier tun.“
Mario (Claudio Baez): „Sind Sie schon mal in einem so beschissenen Nest gewesen?“
Die Kritik des Gunslingers
Bei diesem Setting hätte es meiner Meinung nach zwei gute Möglichkeiten gegeben: Entweder man dreht einen eher aktionsbetonten Streifen Richtung Arm-und-Reich-Gegensätze, Indigenenproblematik, Kriminalität. Oder man lässt sich von Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ inspirieren und gestaltet die Bruder-Suche als fast meditative Reise wie der prinzipiell ähnlich gelagerte Film „Apocalypse now“.
Was hier bleibt, ist eine etwas müde Odyssee mit einigen Ungereimtheiten. Warum beispielsweise erkennt Marko seinen Bruder nicht, als der vor ihm steht? Erst als der später seine Perücke abnimmt, fällt der Groschen. Selbst nach einigen Jahren der Funkstille nicht allzu realistisch. Die Geschichte reißt leider alles nur an: Polizeigewalt – abgehakt. Die Macht der Drogenkartelle in allen Gesellschaftsschichten – abgehakt. Kriminalität in den Elendsvierteln – abgehakt. Gewalt gegen die Ureinwohner – abgehakt. Nichts wird vertieft oder gar ausgearbeitet.
So bleiben auch Figuren wie die zwielichtige Konsulatsangestellte Irene (Rachel Ward) blass, ihre Motivation nebulös. Und was hat es mit dem gestrandeten Italiener Antonio (Massimo Troisi), von allen Werner genannt, auf sich? Sein Part ist in der deutschen Schnittfassung sowieso fast komplett der Schere zum Opfer gefallen. Durch ein relativ ereignisarmes Szenario, das vor allem aus Behauptungen, weniger aus Konkretem besteht, eiert John Savage und versucht Haltung zu bewahren. Nebenbei muss er ziemlich gruselige Achtziger-Jahre-Klamotten auftragen. Einzig Robert Duvall darf ein bisschen Spaß haben und den Drecksbären geben, dessen Repertoire von Koks über Pädo-Sex bis Mord reicht. So erfuhr der Film zwar eine kurze Kinoauswertung, wurde ansonsten aber rasch ins TVau und auf Konserve verbannt.
Dabei hätte es, wie bereits oben angedeutet, durchaus Potenzial für mehr gegeben, Neben der eigentlich nicht schlechten Geschichte, stand Regisseurin Cinzia Th. Fossini ein echt guter Cast zur Verfügung. Darüber hinaus wirkten auch hinter den Kulissen keine Anfänger. Giuseppe Rotunno beispielsweise fotografierte für alle Regie-Schwergewichte des italienischen Kinos wie Visconti, Pasolini oder Fellini. Schneidermeister Nino Baragli veredelte unter anderem Streifen von Sergio Leone wie „Zwei glorreiche Halunken“, „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder „Es war einmal in Amerika“. Komponist Pino Donaggio kreierte Scores für De Palma – „Dressed to kill“, „Carrie“, etc. – und landete gleich mit seinem ersten Score zu „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ einen Volltreffer.
Es gibt aber trotz allem einige Szenen, die haften bleiben. Ich denke nur an die surreal splattrige Affenjagd, bei der die Jagdgesellschaft kleine Urwaldaffen mit schwerem Geschütz im wahrsten Sinne zerlegt. Nie war der Hinweis im Abspann, dass keine Tiere zu Schaden kamen, wichtiger. *Lach.
Rating: $$$–
Splatter: 3/10