Schatzinsel, Die

OT:
Treasure Island

AT:
La Isla del Tesoro (SP)

L’Isola del Tesoro (I)
L’île au trésor (F)

Jahr: D/I/SP/F/GB 1972
R: John Hough, Antonio Margheriti, Andrea Bianchi („Andrew White“)
B: Orson Welles („O.W. Jeeves), Antonio Margheriti, Wolf Mankowitz, Bautista della Calle
K: Cecilio Paniagua
M: Natale Massara
D: Orson Welles, Kim Burfield, Ángel del Pozo, Walter Slezak

Quelle: DVD (Pidax). Dank fürs Rezi-Exemplar!

Trailer

Ma‘ Hawkins (Mara Rohm) betreibt Mitte des 18. Jahrhunderts an der südenglischen Küste die eher schlecht als recht gehende Schänke „Admiral Benbow“. Die wirtschaftliche Lage wird nicht besser, als eines Tages ein alter Seebär (Lionel Stander) eincheckt. Der „Captain“, wie er sich nennen lässt, spinnt zwar ordentlich Seemannsgarn, zahlt aber seine wachsende Rumrechnung nicht. Jim (Kim Burfield), Sohn des Hauses, ist allerdings fasziniert von den Geschichten des unheimlichen Gastes, der wohl einst als Steuermann mit dem berüchtigten Piraten-Kapitän Joshua Flint zur See fuhr.
Die Geschichte nimmt Fahrt auf, als tatsächlich Reste von Flints ehemaliger Mannschaft im „Benbow“ aufschlagen und ihrem alten Schiffskameraden Feuer unterm Allerwertesten machen. Es geht um eine Karte, die den Weg zu Flints legendärem Schatz weist: immerhin rund 700.000 Pfund in Gold. Die hatte der „Captain“ kurz vor Ultimo aber in Jims Obhut gegeben, so dass die Halunken mit leeren Händen abziehen müssen.
Jim händigt das Dokument dem örtlichen Landvogt Baron Trelawney (Walter Slezak) aus, der sofort Feuer und Flamme, aber leider auch eine Landratte ist. Er kauft in Bristol ein Schiff, lässt sich vom leutseligen Kneipier John Silver (Orson Welles) die Crew anheuern, und los geht’s zur Schatzsuche. Doch der Ausflug wird gefährlicher als geplant: Denn sowohl John Silver, als auch der Großteil der übrigen Besatzung waren Mitglieder von Flints Piratenbande und wollen noch einmal kräftig Reibach machen.

Zitate:

John Silver: „Ich habe noch nie gefunden, dass Gold stinkt.“

Billy „Captain“ Bones: „Ich bin ein bescheidener Mann. Ich brauche nur Rum, Speck und Eier und die Klippe da draußen, um die Schiffe zu beobachten.“

John Silver: „Wer schon tot ist, darf sich glücklich schätzen.“

Die Kritik des Gunslingers

Die Entstehungsgeschichte des Films ist ein wenig unübersichtlich, denn eigentlich sollte das Projekt bereits 1964 realisiert werden: eine Konzession von Orson Welles, der mit Einnahmen aus der populären „Schatzinsel“ ein weiteres Projekt gegenfinanzieren wollte, nämlich seinen Streifen „Falstaff“. Nach nur wenigen Drehtagen ging aber der „Schatzinsel“ der Sprit, also die Pennunzen, aus.
Orson Welles blieb jedoch vertraglich an das Projekt als Autor, Hauptdarsteller und Regisseur gebunden. So war er in der Pflicht, als Produzent Harry Towers 1972 Vollzeug setzen ließ und die Schatzinsel wieder Fahrt aufnahm. Zwischenzeitlich allerdings war Welles‘ Skript kräftig umgeschrieben worden, und als Regisseur John Hough („Der Triumph des Mannes, den sie Pferd nannten“) verpflichtet. Ebenfalls an der Regie beteiligt waren Antonio Margheriti und Andrea Bianchi. Aus dem Film war eine europäische Co-Produktion geworden; gedreht wurde in England und vor allem in Andalusien.
Der Streifen selbst ist eine weitgehend gelungene und nahe am Original segelnde Adaption des Stevenson-Klassikers. Auf der Habenseite steht die authentische Atmo, was sowohl Schiff als auch Ausrüstung und Ausstattung angeht. Keine Selbstverständlichkeit bei solchen Produktionen. Die Hauptdarsteller – allen voran natürlich Orson Welles – sind gut aufgelegt, wenngleich Walter Slezak manchmal zur Karikatur überreißt. Sehr gut schlägt sich entgegen meiner Befürchtungen Kim Burfield als Jim Hawkins. Kinderdarsteller haben ja oft schon die Lizenz zum Nerven ;-). Ebenfalls ein Pluspunkt ist die gute Kameraarbeit von Cecilio Paniagua (u.a. „Lisa und der Teufel“, „Leise weht der Wind des Todes“) nebst einigen gesunden Härten. Die Galgenstricke in der Chorusline (Franco Ressel, Aldo Sambrell, Paul Muller, Victor Israel und weitere) geben die italienisch-spanische Note *lach.
Was ich vermisst habe, ist die Beziehung zwischen John Silver und Jim Hawkins, die im Roman eine zentrale Rolle einnimmt, im Film aber eigentlich nicht vorkommt. Dadurch bleibt Silver ein wenig eindimensional, beraubt um den Aspekt des Menschenfängers.

Rating: $$$+

Splatter: 3/10





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