Axt, Die

OT: Le Couperet

AT:
Jobkiller – eine mörderische Karriere

Arcadia (SP)

Jahr: B/F/SP 2005
R, B: Costa-Gavras
B: Jean-Claude Grumberg
K: Patrick Blossier
M: Armand Amar
D: José Garcia, Karin Viard, Geordy Monfils, Olivier Gourmet

Quelle: TV (arte)

Trailer

Bruno Davert (José Garcia), Anfang 40, ist leitender Angestellter einer Papierfabrik in Straßburg und mit sich selbst im Reinen. Mit der Karriere ist alles tutti; der Job ermöglicht einen gewissen Wohlstand; die Familie, bestehend aus Gattin Marlène (Karin Viard), dem halbwüchsigen Sohn Maxime (Geordy Monfils) und Tochter Betty (Christa Theret), ist intakt.
Als die Paperklitsche aber fusioniert, beginnt das Dilemma: Unter den rund 600 Entlassenen ist auch Bruno. Anfangs überzeugt, dank seiner Qualifikation in null Komma nix einen neuen Job zu finden, erkennt Bruno schließlich, dass er sich auf eine längere Arbeitslosigkeit einstellen muss. Nach zweieinhalb Jahren ist die Abfindung weitgehend aufgezehrt, und noch immer nichts Neues in Sicht. Bruno versteift sich immer mehr auf die fixe Idee, wenn er nur die ihm gleichwertigen Mitbewerber aus dem Feld schlägt, dann klappt’s auch mit dem neuen Job. In ihm reift ein drastischer Plan.
Über eine gefakete Stellenanzeige in mehreren Fachmagazinen sammelt der Filou Bewerbungen ein. Die Bewerber mit ähnlichem oder besserem Qualifikationsniveau erhalten nicht die erhoffte Chance, sondern bald Besuch: von Bruno und der ollen Armeepistole seines Vaters.

Zitate:

Bruno hat nicht nur die Wumme in der Faust, sondern auch die Zitate parat:

„Es gibt zu viele, die sind netter, sportlicher – um einiges entspannter.“
„Wäre diese blöde Ehefrau nicht gewesen, alles wäre sauber über die Bühne gegangen.“
„Wir sollten gemeinsam kämpfen und uns nicht um die Krümel streiten.“

Die Kritik des Gunslingers

Costa-Gavras, seit den 1960ern bekannt für seine meinungsstarken Politthriller, hält sich hier mit einem politischen Statement zurück. Hier geht es um eher soziale Themen wie Globalisierung, ausschließlich aktionärsgetriebenen Kapitalismus und letztendlich um den fehlenden gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Der Film beginnt mit einem kaltblütigen Mord Brunos. Der diktiert anschließend vor seinem geplanten Selbstmord in einem Hotel sein Geständnis, worauf uns der Streifen ganz klassisch mit auf die Reise nimmt: Was bisher geschah mit Off-Erzähler. Erst nach etwa der Hälfte der Laufzeit befinden wir uns wieder am Anfang: Bruno hat sich – natürlich – nicht umgebracht, sondern setzt fort, was fortzusetzen ist, denn manchmal muss die Säge halt sägen oder so. Dabei nimmt er sich als Off-Erzähler weitgehend zurück, streut aus dem Off aber immer wieder Kommentare ein. Weder Gespräche mit den designierten Opfern, noch Erkenntnisse über deren Lebensumstände können Bruno von der bereits fest geplanten Tat abbringen. Dabei ist es völlig wurscht, dass die Todeskandidaten sogar zumeist fast die gleiche Biographie haben wie Bruno und letztlich alle in einem Boot sitzen in ihrem Elend, das unvermittelte Arbeitslosigkeit mit sich bringt.
Bruno selbst ist auf den ersten Blick gar nicht unsympathisch in seiner Verzweiflung und den wachsenden Minderwertigkeitskomplexen, die auch sein Familienleben zu sprengen drohen. Das Ehegespons Marlène fühlt sich zurückgestoßen und vernachlässigt, nimmt sich trotz ihre Liebe zu Bruno einen Lover. Sohnemann Maxime merkt, dass es materiell enger wird und betätigt sich als Seriendieb von Computerspielen. Was abstößt, ist Brunos Gefühlswelt, eine Mischung aus Borniert- und Selbstverliebtheit – „Ich bin der Beste, also nehmt mich gefälligst“ –, gekoppelt mit Selbstmitleid, das immer die Schuld bei anderen sucht.
Hieraus resultiert das radikale Vorgehen, denn die Idee, erlittene Demütigungen beim nächsten Mal handfest zu regeln, ist selbstredend nicht unverbreitet ;-). Bei 99,9 Prozent bleibt es dann bei Gedankenspielchen; man versucht die Situation auf anderem Weg zu ändern und bis dies gelingt, sich mit ihr zu arrangieren. Während sich zudem bei den meisten der Zorn eher unkonkret gegen Konzernbosse, Politiker, die Jungen, die Alten oder wen auch immer richtet, schaltet Bruno ohne Mitleid Leidensgenossen aus, die er seinem seiner Qualifikation angemessenen Wiedereinstieg im Wege sieht.
Costa-Gavras zeichnet das Bild einer schwer geschädigten Gesellschaft. Hemmungsloser Kapitalismus, zusätzlich verstärkt durch die Globalisierung, führt zu massiven Auflösungserscheinungen, Frust und Entwurzelung. Anstatt aber sich gemeinsam gegen die um sich greifenden Zustände zur Wehr zu setzen, kämpft jeder gegen jeden um einen Platz am gedeckten Tisch, lässt sich entsprechend instrumentalisieren. Dem kompromisslosen sozialen Überlebenskampf gehört diese Zeit.

Rating: $$$$$

Splatter: 1/10





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