Breaking Bad

OT:
Breaking Bad


Jahr: USA 2008 – 2013
R: u.a. Vince Gilligan, Michelle McLaren, Adam Bernstein
B: u.a. Vince Gilligan, Peter Gould, George Mastras
K: u.a. Michael Slovis, Reynaldo Villalobos
M: Dave Porter
D: Bryan Cranston, Aaron Paul, Giancarlo Esposito, Jonathan Banks, Bob Odenkirk

Deutsche Erstausstrahlung: 2009 (AXN, Pay TV)
Staffeln: 5, insgesamt 62 Episoden à ca. 50 Minuten

Quelle: arte, Netflix

Trailer

Der eigentlich talentierte Naturwissenschaftler Walter White (Bryan Cranston) fristet sein Dasein als mies bezahlter Chemielehrer an einer Highschool in Albuquerque. Nachmittags jobbt er in einer Autowaschanlage, um den Schornstein am Rauchen zu halten. Diese Normalität bricht zusammen, als er die Diagnose „Fortgeschrittener Lungenkrebs“ erhält.
Nachdem der anfängliche Schock verdaut ist, keimt in Walter der Gedanke, sein schwangeres Ehegespons Skyler (Anna Gunn) und Sohn Walter Jr. (RJ Mitte) für später finanziell abzusichern. Zudem ist die anstehende Krebsbehandlung natürlich nicht zum Schnäppchenpreis zu haben. Auf die zündende Idee, um an die Pennunzen zu kommen, bringt ihn ungewollt sein Schwager Hank Schrader (Dean Norris), Agent bei den Drogencops von der DEA. Schrader nimmt Walter mal mit auf einen Einsatz, bei dem ein kleiner Produzent von Crystal Meth ausgehoben werden soll. Einer der Meth-Köche kann aber entkommen, und White erkennt in ihm seinen ehemaligen Schüler Jesse Pinkman (Aaron Paul).
Walter wittert schnellen und einfachen Verdienst: Mit der Drohung, ihn an die DEA zu verpfeifen, bringt er Jesse dazu, fortan mit ihm zusammen Meth zu kochen. Doch der Weg zum Reichtum ist holprig, zumal der Markt streng reglementiert ist. Zwar stellen Walter und Jesse dank Walters umfangreicher Chemie-Kenne das beste Crystal im weiten Umkreis her. Allerdings kriegen sie schnell so nicht vorausgesehene Probleme, ihr Produkt in großem Stil zu vertreiben. Indem sie daher blauäugig dem mexikanischen Kartell eine Partnerschaft anbieten, öffnen sie eine Tür, die nicht mehr zu schließen ist.
Die Mexikaner sind nämlich alles andere als *hust* friedliche und duldsame Geschäftspartner. Das riecht nach Stress, den es in Folge auch sattsam gibt. Als sich die ersten Wogen geglättet haben und die Leichen in Säurefass und Wüstensand verschwunden sind, heuern Jesse und Walter bei Gustavo Fring (Giancarlo Esposito) an. Ein Kontakt, den ihnen der windige Rechtsanwalt Saul Goodman (Bob Odenkirk) vermittelt hat. Fring leitet eine Fastfood-Kette, ist aber hauptamtlich Repräsentant des Kartells nördlich der Grenze. Er richtet unter einer ihm gehörenden Großwäscherei ein geheimes, professionelles Meth-Kochstudio ein, in dem nun hochreines Crystal in großem Stil produziert wird.
Aber Gustavo ist nur vordergründig der nette, verständnisvolle Gentleman, im Inneren jedoch ein knallharter, profitorientierter Gangster. Und schon bald will er Walter loswerden: Dessen Nähe zur DEA und insbesondere der findige Hank werden zunehmend problematisch für einen reibungslosen Geschäftsbetrieb. Doch Walter ist nicht mehr der unbedarfte Akademiker, sondern inzwischen mit allen Wassern gewaschen. Und hegt inzwischen selbst Ambitionen, was auch Fring nicht verborgen bleibt.

Hauptcharaktere:

Walter White:
Studierter Chemiker, dann Highschool-Lehrer. Walter hat nie verwunden, seine Anteile an einer von ihm und einigen Kommilitonen gegründeten Firma für 5.000 Dollar verkloppt zu haben: In der Gegenwart ist der Laden auch dank Walters Entwicklung milliardenschwer. Kommt durch Zufall nach seiner Krebsdiagnose ins Methgeschäft und macht sich bald als „Heisenberg“ einen Namen in der Szene. Nimmt den nächsten Karriereschritt, als er bei Gus Fring anheuert. Steigt später selbst zum skrupellosen Boss auf und opfert dafür seine Familie. Nutzt seine chemischen Kenntnisse auch, um Mitmenschen aus dem Weg zu räumen, etwa mit Ricin.

Jesse Pinkman:
Verkrachter Ex-Schüler von Walter White und Drogen aller Art gegenüber aufgeschlossen. Jesse schlägt sich als Meth-Koch durch, bis sein Laden auffliegt. Wird dann Partner von Walter White, der jemanden mit Verbindungen braucht, um selbst ins Geschäft zu kommen. Jesse geht einen guten Teil von Walters Weg mit, hat aber keine Ambitionen, ein großer Gangster zu werden und steigt später aus. Mit Walter White verbindet ihn eine Art Hassfreundschaft, denn wenn’s hart auf hart kommt, retten sie sich immer gegenseitig den Arsch. Am Ende abgestoßen von der menschlichen Entwicklung, die Walter nimmt.

Mike Ehrmanntraut:
Ehemaliger Cop, der nach einem „Vorfall“ den Dienst quittierte. Kam später in Kontakt mit dem Kartell und Gus Fring, bei dem er als Sicherheitsberater anheuerte. Ist ein besonnener, doch kompromissloser Profi, der für Fring schwierige Missionen bis hin zu Auftragsmorden erledigt. Wird später kurzzeitig Partner von Walter White. Seine Vorgeschichte ist ein Thema des Prequels „Better call Saul“.

Saul Goodman:
Rechtsanwalt. Mit bürgerlichem Namen James McGill. Kam über Mike Ehrmanntraut in Kontakt mit dem Kartell und Gus Fring. Übernimmt immer wieder die Fälle von verhafteten Pushern und Kartellmitgliedern. Goodman wird stiller Teilhaber bei und Berater von Jesse und Walter und vermittelt Walter White den Kontakt zu Gus Fring. Kennt Hinz und Kunz: vom Einbrecher oder Schläger bis hin zu Profis, die einen im Notfall mit neuer Identität ausstatten können. „Better call Saul“ erzählt seine Vorgeschichte.

Gustavo Fring:
Gebürtiger Chilene mit nebulösem Vorleben. Nach seiner Emigration in die USA stieg er ins Drogengeschäft ein. Er baut die Fastfood-Kette „Los Hermanos Pollos“ auf, deren Infrastruktur er für den Meth-Vertrieb nutzt. Später beginnt er, gezwungenermaßen für Don Eladio (Steven Bauer) zu arbeiten, einen mexikanischen Kartellboss. Nach außen hin sanfter, gutbürgerlicher Geschäftsmann, der gerne gut isst und sich fürs Allgemeinwohl engagiert. In Wirklichkeit ein echter Boss, der seinen Laden – wenn’s Not tut – mit eiserner Hand im Griff hat. Fring steht im Konflikt mit der Salamanca-Familie, die Albuquerque ebenfalls für sich beansprucht. Doch die Friedenspflicht innerhalb des Kartells verhindert erst einmal eine offene Eskalation.

Hank Schrader:
Schwager von Walter White und Beamter bei der DEA (Drug Enforcement Association). Hank ist zwar ein Großmaul, doch mit einem untrüglichen Instinkt ausgestattet. So kommt er nichts ahnend Walter, Jesse und Gus Fring immer wieder bedrohlich nahe. Ahnt aber erst ganz zuletzt, wes‘ Geistes Kind sein so biederer Schwager ist. Hank leidet unter Panikattacken, die er jedoch mit seiner großspurigen Art vertuscht. Später wird er Leiter der DEA in Albuquerque.

Zitate:

Saul Goodman: „Ihr Zwei … Wenn ich mal Analpolypen kriegen sollte, weiß ich, wie ich sie nenne.“

Saul Goodman: „Walter? Dem geht es gut. Wie es einer Fruchtfliege gut geht.“

Hank Schrader (zu Saul Goodman): „Wo haben Sie denn Ihren juristischen Abschluss gemacht? Auf dem gleichen Clown-College, wo Sie Ihr Outfit herhaben?“

Hank Schrader: „Das ist vielleicht ein Saukerl: zwei Meter unter der Erde, ein halbes Gesicht und verarscht uns immer noch.“

Walter White (zu Jesse): „Du hast mich gefragt, ob ich lieber im Geld- oder Meth-Geschäft bin. Dazu sage ich: Weder noch, ich bin im Imperiengeschäft.“

Die Kritik des Gunslingers

„Breaking Bad“ war damals nach langem mal wieder eine Serie, die ich tatsächlich durchgehalten habe. Die Mischung aus blutigem Ernst und skurrilem Humor und das breit aufgefächerte Figuren-Universum sind die großen Stärken. Hinzu kommen ein feiner Plot, der trotz einiger kleinerer Ungereimtheiten immer am Gas bleibt, und die unglaublich gute Besetzung. Und das bis rein in die kleinsten Nebenrollen. So macht beispielsweise Danny Trejo nur eine echt kurze Stippvisite als Drogendealer und DEA-Spitzel Juan „Tortuga“ Bolsa. Doch die bleibt wirklich hängen *lach.
Im Zentrum der Geschichte, die sich über rund zwei Jahre erstreckt, stehen Walter White und seine Entwicklung vom biederen Lehrer zur Größe im kriminellen Drogengeschäft. Sein Einstieg ist noch aus der wirtschaftlichen Not heraus geboren: offenkundig totgeweiht, nur mangelhaft krankenversichert und mit überschaubaren Einkünften. So hat er sich anfangs ein Ziel gesetzt: Zusammen mit Jesse will er nur so lange Meth kochen, bis er rund 750.000 Dollar zusammen hat, um seine Therapie bezahlen und ausreichend Moos für seine Familie zurücklegen zu können. Dabei hat er das Problem, seine Aktivitäten vor Menschen außerhalb seines Meth-Kosmos geheim halten zu müssen und verstrickt sich zunehmend in ein Netz von Lügen und Halbwahrheiten.
Während er sich immer mehr von den Seinen entfremdet, gleitet er schleichend hinüber auf die dunkle Seite der Macht. Irgendwann spielen die ursprünglichen Gründe für seine Schattenexistenz keine Rolle mehr, sondern dienen lediglich noch als Pseudobegründung für sich selbst. Sollte mal das Gewissen oder das später in gewissem Maß auch involvierte Ehegespons anklopfen. Tatsächlich aber berauscht sich Walter immer stärker am materiellen Wohlstand und mehr noch an der Macht – auch über Leben und Tod. Er hat schnell schon keine Skrupel mehr, Morde zu begehen, anzuordnen oder zu tolerieren, sofern er sich selbst oder das Geschäft als bedroht empfindet. Er lügt, ohne rot zu werden undmanipuliert seine Umgebung. Am Ende schlägt er aus Gier die letzte Abfahrt vom Highway in den Untergang aus, die sich ihm dazu noch auf dem Silbertablett anbietet: Der Profit – zwischen fünf und 7,5 Millionen Dollar – erscheint ihm als zu gering.
Nicht nur für die Hauptcharaktere aus dem Jesse-und-Walt-Universum nimmt sich die Serie Zeit, sondern auch für etliche ihrer Nebenfiguren. In kurzen Episoden – oft vor dem Vorspann – werden immer wieder Hintergründe oder schlaglichtartige Details beleuchtet. Sei es zu den schweigsamen Kartellkillerzwillingen Leonel und Marco Salamanca (Daniel & Luis Moncada), dem Fluglotsen Donald Margolis (John de Lancie), der einen fatalen Flugzeugcrash verursacht, oder Gale Boetticher (David Costabile), der für Gus Fring das Meth-Labor einrichtet und später eines von Walters „Er-oder-wir-Opfern“ wird. Um hier nur einige zu nennen. Zwei der wichtigsten Charakteren – Saul Goodman und Mike Ehrmantraut – widmeten die Macher kurze Zeit später mit „Better call Saul“ (ab 2015) ein Prequel. Und wie es Jesse Pinkman nach den hier geschilderten Geschehnissen weiter erging, zeigt der Streifen „El Camino“ von 2019.

Rating: $$$$+

Splatter: 8/10





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