Hölle vor dem Tod

OT: Comandamenti per un Gangster

AT:
Poslednji obračun


Jahr: I/JUG 1968
R, B: Alfio Caltabiano
B: Dario Argento
K: Mile Markovic
M: Ennio Morricone
D: Ljuba Tadic („Lee Tadic“), Alfio Caltabiano („Al Northon“), Rade Markovic („Rade Markon“), Jovan Javicijevic-Burdus („John Janick“)

Quelle: VHS (VPS)

Filmausschnitt

Norton (Ljuba Tadic) war als Schränker einst Meister seines Faches. Nicht umsonst nannte man ihn in Unterweltkreisen „Artista“. Diese Tage sind jedoch vorbei, und er hat dem Syndikat, seinem Auftraggeber, schon seit Jahren den Rücken zugedreht.
Dann aber ruft ihn der Tod seiner Schwester Helen zurück nach Kanada. Die Gutste wurde verbleit mit einem Präzisionsgewehr. Dieser Mord war Teil einer Serie, der neben Helen auch drei *hust* Mitarbeiter ihres Gangster-Gatten Frank zum Opfer fielen. Frank selbst ist verschwunden und mit ihm zwei Millionen Dollar in Goldbarren. Zaster des Syndikats, den Frank und die Seinen in einer Yacht von A nach B hatten transportieren sollen.
Norton macht sich auf, um Frank zu suchen und den unbekannten Mörder seiner Schwester einzutüten. Gleichzeitig wird er natürlich in die Jagd nach dem verschwundenen Gold hineingezogen. Hinter diesem ist einmal der mexikanische Gangster und Glücksspielbetreiber „Five Cents“ (Alfio Caltabiano) her. Und natürlich das Syndikat, für das der nahe am Wahnsinn gebaute Albert Torio (Rade Markovic), genannt „Der Heilige“, das Gold finden und rückführen soll.

Zitate:

Norton: „Inspektor, ich rate Ihnen dringend, der Erste zu sein, der den Mörder findet. Sonst wird es Ihnen nicht leichtfallen, Ihre Kartei auf dem Laufenden zu halten.“
Albert „Der Heilige“ Torio: „Ich habe eine Art Erleuchtung: Wir werden sie sterben lassen. Geht nun, und löscht sie aus.“

Die Kritik des Gunslingers

Offensichtlich hatte Alfio Caltabiano als seinen zweiten Film auf dem Regieschemel wohl einen Italowestern drehen wollen. So wirkt der Streifen zumindest in weiten Teilen. Schon der Plot folgt bekannten Mustern: Loner ist auf Rachemission und muss sich mit konkurrierenden Gangsterbanden bei der Jagd nach einem Schatz auseinandersetzen.
Dann das exzentrische Personal: Ljuba Tadic, Superstar des vergangenen jugoslawischen Kinos, stapft als Norton wie ein grimmer Racheengel wortkarg durch die Szenerie. Ab und an murmelt er was in seine Gesichtsmatratze und lässt ansonsten Fäuste oder Maschinenpistole für sich sprechen. Der Regisseur übernimmt als gelernter Schauspieler selbst den Part des ganz in Leder gewandeten „Five Cent“. Zusammen mit seinem stummen Bruder „Maschinengewehr“ – der Name ist Programm *lach – wird er aus Liebe zum Edelmetall zu Nortons Verbündeten. Rade Markovic als Albert Torio schließlich ist die schillerndste Figur in diesem Universum: „Der Heilige“ inszeniert sich als gottesfürchtiger Asket und spielt gerne auf der Kirchenorgel. Das hindert ihn aber nicht, beispielsweise in Ungnade gefallene Mitarbeiter in einem temperierbaren Pool mit Säure oder sowas ähnlichem versenken zu lassen. Schließlich sind auch eingestreute Nickligkeiten wie die hochnotpeinliche „Vernehmung“ von Norton durch Narcis („John Janick“), Scherge des Heiligen, sowie das abschließende Shoot-out klassische Italowesternelemente.
Frauen spielen hier übrigens keine Rolle. Die bekannte Belgrader Sängerin und Schauspielerin Olivera Katarina wird zwar als femme fatale inszeniert, hat aber letztlich nur eine kleine Nebenrolle. Diese endet dazu etwas abrupt vor dem Scharfschützengewehr des Mörders.
Besonders bemerkenswert ist die gute, ebenfalls italowesterninspirierte Kameraführung. Schwenks mit Blick durch eine Henkersschlinge oder durch das Visier eines Flugzeugmaschinengewehrs machen Spaß. Ebenfalls zum Einsatz kommen öfter die subjektive Kamera sowie – natürlich im Finale– extreme Großaufnahmen. Am Drehbuch schrieb Dario Argento mit, der sich wahrscheinlich nicht nur aufs Scripten beschränkte. Der Score stammt von Ennio Morricone und bietet Kirchenglocken, sparsamen Choreinsatz sowie die geliebten Streicher- und Bläserpassagen.
Alles in allem ist der Streifen ein gut gemachter, düsterer Vertreter des italienischen Gangsterfilms, dem vielleicht ein bisschen mehr Budget gutgetan hätte: Männer in einem Paralleluniversum, das seine eigenen Gesetze und Regeln hat. Wie sagt Norton, als ihn die Polizei um Mithilfe bei der Aufklärung des Mordes an Helen bittet: „Das ist eine Familiensache.“ Ziemlich neben der Spur läuft allerdings phasenweise die deutsche Synchro, die immer wieder versucht, den Protagonisten „witzige“ Oneliner unterzujubeln. Das funktioniert bei einem ernsthaften Streifen einfach nicht.

Rating: $$$$

Splatter: 2/10





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