OT: Rembrandt
Jahr: DK 2003
R, B: Jannik Johansen
K: Eric Kress
M: Antony Genn
D: Lars Brygmann, Jakob Cedergren, Nikolaj Coster-Waldau, Nicolas Bro
Quelle: ServusTV
Seitdem er denken kann, hat Kleinganove Mick (Lars Brygmann) ein Dauerabo auf Knast: Das Rein und Raus gehört untrennbar zu seinem Leben wie seine immer wieder scheiternden Bubenstücke und Lebensgefährtin Trine (Sonja Richter), die ihm trotz allem seit Jahren treu ist. Zu Micks missratener Familie gehören noch sein erwachsener Sohn Tom (Jakob Cedergren) und sein Vater Frank (Ole Ernst). Beides ähnliche Kaliber wie Mick, und zu beiden hält Mick Kontakt nur auf Sparflamme.
Eines Tages aber, Mick ist gerade mal wieder raus aus dem Knast, kommen Tom und sein Cousin Jimmy (Nicolas Bro) mit einem Vorschlag übern Hof: Es gilt, ein Bild aus einem kleinen Museum zu klauen, sichere Sache, 15.000 Kronen. Nach kurzem Zögern willigt Mick ein und zieht das Ding mit seinem Buddy in Crime Kenneth (Nikolaj Coster-Waldau) durch – spielsüchtig und gewaltig verschuldet beim örtlichen Gangster und Kredithai Christian (Gordon Kennedy). Geht auch alles recht glatt, nur haben die Beiden das falsche Bild gemopst: Anstatt des beauftragten kleinen Schinkens, ist den Dieben ein echter Rembrandt ins Netz gegangen. Wert: geschätzt 100 Millionen Kronen.
Nun ist guter Rat teuer, denn so heiße Ware muss man erstmal verscheuern. Glücklicherweise zaubert Frank einen japanischen hust Zwischenhändler aus dem Hut, der bereit ist, immerhin 12 Millionen springen zu lassen. Doch damit beginnen die echten Schwierigkeiten erst: Zum einen sind die Cops auf der Jagd. Und Kommissar Baek (Søren Pilgard), der Mick seit Jahren immer wieder hochnimmt, ist richtig heiß. Zum anderen hat das Museum eine Art Kopfgeld ausgesetzt, um das Bild wieder beizubringen. Drittens schließlich hat auch Christian Wind davon bekommen, dass sein Schuldner Kenneth ein echtes Goldvögelchen ist.
Zitate:
Tom: „Jimmy, steht der Wagen noch unten?“ – „Äh, ja.“ – „Super! Das Flaschenpfand reicht fürs Benzin.“
Frank zu Mick: „Du hast damals wie eine verpisste Ratte ausgesehen, aber deine Mutter fand dich süß.“ (Das spricht echter Vaterstolz)
Flemming (Ulf Pilgaard) zu Tom: „Sie sind ein Versager mit einem zuverlässigen Penis. Und als solchen toleriere ich Sie.“
Mick: „Trine, ich hab‘ Frühstück gemacht.“ – Trine: „Oh, nein!“ (Ist nämlich das Ritual, immer, wenn Mick wieder einfahren muss)
Die Kritik des Gunslingers
Allenthalben als weitere Gaunerkomödie aus Dänemark eingeordnet, liegt der Fall hier aber deutlich anders. Wer einen Streifen erwartet, der in Richtung „Pusher“ oder „In China essen sie Hunde“ auf die Piste abbiegt, sei gewarnt. Es geht zwar phasenweise schwarzhumorig zu, doch würde ich die Grundstimmung eher in der Nähe von Filmen wie „Bleeder“ verorten ohne dessen ganz harten, ausweglosen Pessimismus.
Anstatt eine lustig-actionreichen Sause abzufeiern, konfrontiert der Film immer wieder mit der eigentlich tristen Situation seiner Protagonisten. Mick beispielsweise steht weitgehend vor den Scherben seines Lebens. Seine Frau hatte sich im Suff vom Balkon gestürzt; von Sohn Tom hat er sich durch seine ewigen Knastaufenthalte entfremdet. Die erste Begegnung nach langer Zeit findet bezeichnenderweise im Knastfoyer statt: Tom, der auch nix auf die Reihe kriegt, wird gerade entlassen; Mick fährt wegen Schrottdiebstahls ein. Vater Frank, ebenfalls notorischer Knastologe, ist dazu moralisch total verkommen: So scheut er sich nicht, die Verwandtschaft abzuziehen, wo es nur geht. Er beauftragt sogar Micks etwas unterbelichteten Bekannten Karsten (Nikolaj Lie Kaas), Mick das Bild abzunehmen.
Einziger Halt für Mick ist Trine, ehemalige Porno-Actrice, die jetzt an ihrem Uni-Abschluss bastelt. Kumpel Kenneth wiederum steht mehr als knietief in der Scheiße, in die ihn seine Spielsucht geritten hat. Unter dem Druck von Christian ist er bereit, seine Freunde zu verkaufen. Und Cousin Jimmy hängt den ganzen Tag in der Bude vor dem Rechner, ist fanatischer Comicsammler, hat außer Tom keine Bekannten und schreibt seit vielen Jahren an seiner Diplomarbeit.
Der Streifen zeichnet ein deprimierendes Bild vom Zustand der Gesellschaft: Tom knattert die verheiratete Charlotte (Paprika Stehen) mit Wissen ihres stinkreichen Gatten Flemming, der einen „Besuchsplan“ in Kraft gesetzt hat. Ein zynisches Arrangement. Kommissar Baek setzen seine Vorgesetzten auf den Rembrandt-Fall an, die auf sein Scheitern hoffen, um ihn möglichst kostengünstig entsorgen zu können. Der wiederum tut sich mit privaten britischen Kopfgeldjägern zusammen, um der Diebe habhaft zu werden. Und so weiter.
Am Ende dreht der Streifen dann noch mal richtig auf: Als man schon denkt, dass unsere Kunstdiebe wider Willen nur noch untergehen können, ergreift Mick völlig unerwartet die Intiative. Und am Ende gibt’s für fast alle dann doch noch sowas wie ein Happy End.
Rating: $$$$
Splatter: 3/10