OT: L’arme à gauche
AT:
Armas para el Caribe (SP)
Corpo a Corpo (I)
Jahr: F/SP/I 1965
R, B: Claude Sautet
B: Charles Williams, Fouli Elia, Michel Lèvine
K: Walter Wottitz
M: Eddie Barclay, Michel Colombier
D: Lino Ventura, Sylva Koscina, Leo Gordon, Antonio Martin
Quelle: DVD (Pidax). Dank fürs Rezi-Exemplar!
Der Abenteurer Jacques Cournot (Lino Ventura) lässt sich in der Karibik hin und wieder von reichen Pfeffersäcken als Skipper für ihre Segelyachten anheuern oder berät sie beim Kauf exklusiver Schiffe. So nimmt er in der Dominikanischen Republik für den Industriellen Hugo Hendrix (Alberto de Mendoza) eine Yacht unter die Lupe.
Doch noch in der gleichen Nacht kriegt das gute Stück Beine, und auch Hendrix ist verschwunden. Cournots hust unstete Vita und seine Beziehung zum offensichtlich zwielichtigen Hendrix machen den Käpt’n zur ersten Anlaufadresse für die örtliche Polizei. Die lässt ihn erst aus den Fängen, als Rae Osborne (Sylva Koscina), Besitzerin der verschwundenen Yacht, auftaucht und Cournot von allem Verdacht reinwäscht.
Nun hat ihn aber Rae an der Angel: Da die Yacht ihr einziger verbliebener Besitz ist, will sie das Schiff unbedingt zurückhaben. Cournot willigt schließlich zähneknirschend ein, ihr zu helfen. Mit dem Flugzeug seines Spezis Avery (Jean-Claude Bereq) geht’s auf die Suche. Und tatsächlich: Sie finden das gute Stück, offenkundig verlassen und auf einer Sandbank gestrandet.
Cournot und Rae wähnen den schwierigsten Teil bereits geschafft und lassen sich von Avery absetzen. Doch weit gefehlt: Das Schiff ist nicht nur bis unter die Halskrause vollgepackt mit Waffen und Munition für „Mittelamerika“. Auch die Besitzer sind noch an Bord: der knallharte Schmuggler Morrison (Leo Gordon) und seine Bande. Denen kommt Cournot gerade recht, um den Kahn wieder flott zu machen.
Zitate:
Pepe (José Jaspe): „Darf ich Sie fragen, warum Sie das Schiff kaufen wollen, Kapitän?“ – Cournot: „Um damit zu fahren.“
Die Kritik des Gunslingers
Der amerikanische Thriller ist bei den Regisseuren des französischen Nachkriegskinos auf fruchtbaren Boden gefallen. Genauso wie umgekehrt die frühen französischen Noirs das US-amerikanische Kino beeinflusst haben. Auch Claude Sautet gilt als Liebhaber amerikanischer Gangsterstreifen, wenngleich sich sein eigenes Schaffen später in eine andere Richtung entwickeln sollte.
„Schieß, solange du kannst“ bleibt neben „Der Panther wird gehetzt“ (1960) der einzige Ausflug Sautets an schwarze Thriller-Gestade. Folgerichtig ist der Streifen bevölkert mit zwielichtigem Personal. Rae, die vorgeblich reiche Witwe, die gar nicht so reich ist und ein erstmal undurchsichtiges Spiel treibt. Hendrix, vorgeblicher Industrieller mit mehr als dubiosem Geschäftsgebahren. Und nicht zuletzt Cournot, eine vorgeblich ehrliche Haut, doch möglicherweise in einen Versicherungsbetrug verwickelt, bei dem sein Partner ums Leben kam. Letztlich ist sogar der Schurke Morrison vielleicht der einzige, der nichts vorgibt: ein skrupelloser Verbrecher, der kaltschnäuzig jeden aus dem Weg räumt, der dem Geschäft im Weg steht und danach zur Tagesordnung übergeht, als sei nüscht geschehen.
In weiten Teilen ist der Film eigentlich ein Kammerspiel. Die Figuren bewegen sich in einem eng abgezirkelten Raum, der sich auf das festsitzende Boot und die unweit gelegene Sandbank beschränkt. So ist der Spielraum für explosive Außenhandlung per se limitiert. Die Spannung speist sich vor allem aus der klaustrophobischen Situation, in der sich die Personen gegenseitig belauern: Cournot und Rae auf der Suche nach Fluchtmöglichkeiten; die Bande bestrebt, diese nicht zuzulassen. Der Showdown ist dann zwar entsprechend schnell abgearbeitet, in seiner Härte aber angesichts des Entstehungsjahrs bemerkenswert.
Untermalt ist die Geschichte mit einem klassischen Jazz-Score, hauptsächlich mit kleiner Besetzung dargeboten, phasenweise verstärkt durch einige Streicher. An der Kamera stand mit Walter Wottitz ein weit gereister Fahrensmann. Er fotografierte nicht nur Thriller wie „Action Man“, „Der Chef“ oder „Rififi in Paris“, sondern auch den monumentalen Invasions-Kracher „Der längste Tag“. Als Regieassi war mit Yves Boisset ein weiterer Thriller-Fan am Start: Er wurde 1970 mit „Ein Bulle sieht rot“ auch hierzulande ein Begriff.
Rating: $$$$
Splatter: 3/10