OT:
Xiang Ma Xian Zhang
AT:
The Head of a County who was a Bandit
Jahr: VCH 1985
R: Li Hua
B: Qian Dao-Yuan
K: Meng Xian-Di
M: Yang Yang
D: Li Xian-Gang, Liu Da-Xin, Ma Jun-Qin, Ren Wei-Min
Quelle: DVD (Pidax). Dank fürs Rezi-Exemplar!
Zhang (Li Xian-Gang) befehligt im China der 1920er-Jahre eine Banditenbande, die regelmäßig reiche Pfeffersäcke überfällt. Eines Tages erbeuten sie eine käufliche Urkunde, deren Besitzer zum neuen Kreisvorsteher ernannt wird. Anstatt das Papier weiterzuverscheuern, beschließt man, es zu nutzen, um die lokalen Verhältnisse zu verändern. Banditenhäuptling Zhang präsentiert sich also in der Kreisstadt mittels der Urkunde als neuer Vorsteher.
Da Zhang selber nicht lesen kann, steht ihm Huen (Liu Da-Xin) als Sekretär zur Seite, hochgebildeter Vetter eines Bandenmitglieds. Anfangs von Grundbesitzern und Kaufmannschaft um den reichen Wang herzlich begrüßt und umworben, weicht die erste Euphorie schneller Ernüchterung. Zhang und Huen fangen nämlich an, den Armen zu ihrem Recht zu verhelfen und die Reichen mit zum Teil etwas handfesten Methoden an ihre gesellschaftliche Verantwortung zu erinnern. Zudem überfällt Zhang nachts mit seinen Leuten die Reichsten der Stadt und verteilt große Teile der Beute an die Bedürftigen.
Nach anfänglichen Erfolgen aber, beginnt Zhang Fehler zu machen. Und Wang lässt aus der Bezirkshauptstadt den schärfsten Spürhund kommen, um den schon längst auf der Abschussliste stehenden Kreisvorsteher loszuwerden.
Zitate:
Zhang:
„Hier als Beamter kommt man schneller zu Geld als als Bandit in den Bergen.“
„Ich werde träge – am Ende noch ein echter Kreisvorsteher.“
Die Kritik des Gunslingers
Da brat‘ mir doch einer den sprichwörtlichen Storch: Nach einer kurzen Recherche schien es fast so, als hätte es diesen chinesischen Film nicht gegeben. Die üblichen Datenbanken spucken nur wenig mehr aus als einen rudimentären Cast. Die verfügbaren Inhaltsangaben sind fast allesamt die gleiche und dazu noch schrotto. Reviews habe ich keine gefunden, und auch die seltenen Kommentare dazu sind so gleich wie falsch. Sprich: Der Film ist offensichtlich nahezu unbekannt. Umso erstaunlicher, dass es eine deutsche Synchro gibt, die die DEFA wohl fürs damalige DDR-Fernsehen anfertigen ließ. Aber auch eine kurze Recherche im Archiv der DEFA-Stiftung ergab niente.
Um gleich zu Beginn mit einem immer weiter kolportierten Fehler aufzuräumen: Es handelt sich bei dem Streifen weder um einen Historienfilm, noch um einen Martial-Arts-Streifen. Zwar gibt es einige ganz wenige Wuxia-Elemente, doch beschränken die sich auf den Sprung rückwärts aus dem Stand auf eine höhere Mauer. Hier kreuzt man nicht Fäuste oder Klingen und sonstiges handelsübliches Asienklopper-Equipment. Differenzen regeln im höchsten Fall Automatikpistolen und Maschinengewehr.
Der Film ist ruhig wegerzählt, eine Mischung aus Sozialposse, Robin Hood und Drama, die nicht immer ausgewogen wirkt. Hat ein wenig was von einem Lehrstück zum Thema Klassenkampf. Eine grundlegende Schwäche des Films: zu viel erhobener Zeigefinger, zu wenig gefällige Verpackung. Die holzschnittartigen Charakterzeichnungen machen es schwer, sich mit den Protagonisten zu identifizieren.
Auffällig ist die Schwarz-Weiß-Malerei: Auf der einen Seite stehen korrupte Beamte und das Kapital, unterstützt von Polizei und Militär. Sie haben nichts anderes zu tun, als sich auf Kosten von Kleinbauern und Tagelöhnern zu bereichern und den Staat, also die Gemeinschaft, zu bescheißen. Auf der anderen Seite stehen die Entrechteten auf der anderen Seite der Sozialskala – ausgebeutet und chancenlos gegen die übermächtigen Schranzen. Hier gehören auch Zhang und die Seinen hin: allesamt einst brave Bürger, vom Großbürgertum aber um die Existenz gebracht. Das Dasein als Bandit ist die einzige Möglichkeit, nicht nur in Würde zu überleben, sondern auch gegen das System zu rebellieren. Am Ende scheitern hehre Absichten an menschlichen Schwächen und einem übermächtigen Gegner. Auch das wenig überraschend und pädagogisch wertvoll.
Rating: $$$
Splatter: 2/10