Fluch, Der

OT:
Der Fluch

Jahr: D/Ö 1988
R, B: Ralf Huettner
B: Andy T. Hoetzel
K: Diethard Prengel
M: Andreas Köbner
D: Dominic Raake, Romina Nowack, Barbara May, Gerd Lohmeyer

Quelle: DVD (Pidax). Dank fürs Rezi-Exemplar!

Trailer

Rita, Rolf und Töchterchen Melanie (Barbara May, Dominic Raake, Romina Nowack) machen sich auf zu einem netten Wandertag in den Bergen. Nett vor allem für Rolf, da der Rest der Familie Wandern im Allgemeinen und den Bergen im Speziellen nicht allzu viel abgewinnen kann. Doch tut das hier nichts weiter zur Sache.
Nachdem Melanie aus Jokus einen Wegweiser verdreht hat, gelangt unser Grüppchen nicht zum eigentlichen Ziel, sondern zu einer abgelegenen Kapelle. Hier frönen Rolf und Rita *hust* erst einmal körperlichen Erinnerungen, war das Gebäude doch einst Ort ihres ersten Tête à Tête. Währenddessen erkundet Melanie das heruntergekommene Gemäuer und dessen Spukqualitäten – inklusive sphärischem Kinderchor und einem Mädchengesicht in einer tiefen Pfütze, das ihren Namen flüstert.
Der Rückweg gestaltet sich kompliziert, denn zu allem Überfluss ist nicht nur die Orientierung, sondern auch die Wanderkarte perdü. So übernachtet die Familie notgedrungen in einer Hütte am Rande eines Gletschers. Die Party geht aber erst richtig los, als Melanie nächtens eine anscheinend betagte Mädchenleiche im Eis findet, die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten scheint.
Zurück in der Zivilisation, stößt Rolf mithilfe des örtlichen Heimatpflegers (Gerd Lohmeyer) auf eine mehr als 100 Jahre alte, düstere Legende. Diese dreht sich um eine brutal gelynchte „Hexe“, einen Fluch und vier verschwundene Mädchen.

Zitate:

Rolf: „Sieht doch alles gleich aus hier. Scheiß Berge!“ (Ist erstmal die Orientierung flöten, ist’s bald auch die Contenance.)
Melanie: „Wo kommen eigentlich die toten Kinder hin?“
Rita: „Wir hätten niemals herkommen dürfen.“ (Manchmal fällt der Groschen etwas spät.)

Die Kritik des Gunslingers

Dass Ralf Huettner Herz und Talent für Genrestreifen hat, bewies er beispielsweise mit Filmen wie „Die Musterknaben“-Trilogie oder „Der kalte Finger“. Dieser, sein zweiter Kinofilm ist wohl tatsächlich einer der wenigen gelungenen deutschen Grusler, der nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist.
In seinem Film setzt Huettner folgerichtig nicht auf knallige Effekte. Der Grusel entwickelt sich weitgehend organisch, ist also das Ergebnis des Zusammenspiels von Bildern, Sounds und Musik. Insbesondere der sehr dezente, weitgehend auf Streichern und etwas Elektronik basierende Score füttert in den richtigen Momenten die Gruselmühle.
Der Film folgt DEM Genrerezept, indem er den Horror erst leise und dann immer bestimmter den Alltag infiltrieren lässt. Die erst harmlos beginnende Wanderung der Familie gleitet allmählich ins Groteske, Unheimliche ab. Immer wieder rückt die Kamera dräuend die sich verdüsternden Berggipfel ins Zentrum. Selbst ein so harmloser Schalk wie Melanies beiläufiges Verdrehen des Wegweisers wird mit Bedeutung aufgeladen. Melanie nämlich hat sich seit einer unheimlichen Begegnung mit einer alten Frau am Abend zuvor verändert. Das Mädchen ist immer in sich gekehrter, dann wieder seltsam aufsässig. Dazu scheint sie fasziniert von einem bestimmten Berggipfel und sich in der Gegend auszukennen, obwohl sie hier noch nie gewesen sein kann.
Schauspielerisch geht das Ding voll in Ordnung: Vor allem Romina Nowack bietet eine unaufdringliche und glaubwürdige Vorstellung. Die Atmo ist unheimlich, skurril. Abweisende, verschrobene Menschen, ein Dorfhistoriker (Gerd Lohmeyer), der zum Schmökern in alten Schwarten gerne seinen Selbstgekelterten päbert – „Das Geheimnis ist, ihn langsam einzuschenken und umso schneller zu trinken“ – und Barbara Valentin an der Hotelbar. Thumbs up, liebe Freunde.

Rating: $$$$-

Splatter: 5/10





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