Haus unter den Bäumen, Das

OT:
La maison sous les arbres

AT:
Unico Indizio: una Sciarpa gialla (I)


Jahr: F/I 1971
R: René Clément
B: Sydney Buchman, Eleanor Perry
K: Andreas Winding
M: Gilbert Bécaud
D: Faye Dunaway, Frank Langella, Barbara Parkins, Karen Blanguernon

Quelle: DVD (Pidax). Dank fürs Rezi-Exemplar!

Vorspann

Mathematiker Philipp Hollard (Frank Langella) hat seinen gut dotierten Job in den USA aufgegeben und als wissenschaftlicher Autor in einem kleinen Pariser Verlag angefangen. Grund der „Fast-schon-Flucht“: Hollard will sich aus den Fängen der „Organisation“ befreien, einem auf Industriespionage spezialisierten Netzwerk. Das brachte zwar ordentlich Pennunzen aufs Haushaltskonto, wurde aber zusehends stressig.
Nun leben die Hollards, zu denen noch Gattin Jill (Faye Dunaway), Tochter Cathy (Michèle Courie) und Sohn Patrick (Patrick Vincent) gehören, also auf etwas kleinerem Fuß an der Seine. Doch um die Ehe von Philipp und Jill steht’s nicht zum Besten, und Jill kämpft dazu mit einer steigenden Vergesslichkeit, was nicht gerade zur Harmonisierung der Situation beiträgt. Dann wird zu allem Überfluss die „Organisation“ auch wieder vorstellig. Und die akzeptiert kein „Nein“ zum Vertragsangebot.
Der Druck auf Philipp und den unwissenden Restteil der Familie nimmt zu. Versteckte und offene Drohungen, ein seltsamer Verkehrsunfall, den Jill und die Kinder zwar nur knapp, doch unverletzt überleben. Und kurz darauf verschwinden Cathy und Patrick spurlos. Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen.

Zitate:

Kommissar Chameille (Raymond Gérôme) zu Philipp: „Haben Sie nicht doch etwas verschwiegen, was uns weiterhelfen könnte?“

Die Kritik des Gunslingers

René Clément bewegt sich mit seinem ruhigen Psychothriller auf vertrautem Terrain. Sowohl im direkten Vorgänger „Der aus dem Regen kam“, aber auch in „Nur die Sonne war Zeuge“ (1960) verbriet Clément ebenfalls recht vertrackte Plots. Diese hielten nicht nur die Denkkiste auf Touren, sondern sorgten auch für den Thrill.
In vorliegendem Streifen gelingt das nicht ganz so überzeugend. Hierfür sorgt vor allem die Tatsache, dass sich die Geschichte hauptsächlich um Andeutungen bewegt. So richtig mag der Film nur selten raus mit der Sache. Zum Beispiel bleibt die Gefahr durch die weitverzweigte „Organisation“ fast durch die Bank nebulös. Das nimmt der Bedrohung nicht unwesentlich an Kraft und reicht nicht, um echte Paranoia zu schüren. Jills Autounfall, ihre Vergesslichkeit – das alles könnte induziert sein, aber genauso von zu viel Rotwein herrühren oder andere Ursachen haben. Auch als Jills Psychiater (Gérard Buhr) ihr eine realistische und vermutlich schlussendlich richtige Deutungsmöglichkeit für die wahnsinntriggernden Erlebnisse und Erfahrungen aufzeigt, springt Jill nicht darauf an. Und letztlich spielt es auch gar keine Rolle.
Trotzdem bietet der Streifen solide und phasenweise spannende Euro-Thriller-Unterhaltung. Das liegt zum einen an Faye Dunaway, die hier wirklich amtlich abliefert. Zum anderen aber auch an Kameraarbeit und teilweise fast italienisch anmutendem Farbdesign. Erstere wurde besorgt vom vielbeschäftigten Andreas Winding, der nicht nur für edlen Trübsinn sorgt, sondern auch einige feine Einstellungen liefert. Leitfarben des Streifens sind einmal violett, eine Farbe, die aus Komplementärfarben zusammengesetzt ist und in der Psychologie sowohl als Heilfarbe gilt, aber auch als Farbe des Todes. Die zweite, optimistischere Farbe ist gelb und vor allem dem kleinen Patrick vorbehalten. Erinnert auch ein wenig an den roten Regenmantel des kleinen Mädchens in „Wenn die Gondeln Trauer tragen“.
Technisch ist dem Film nichts vorzuwerfen, zumal auch Gilbert Bécaud eine feine Musike dazu komponiert hat. Doch unter Umständen wäre bei einem stärkeren Buch mehr drin gewesen.

Rating: $$$+

Splatter: 1/10





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