OT: It stains the Sands red
Jahr: USA 2016
R, B: Colin Minihan
B: Stuart Ortiz
K: Clayton Moore
M: Blitz/Berlin
D: Brittany Allen, Juan Riedinger, Merwin Mondesir, Kris Higgins
Quelle: TV (Tele 5)
Pseudo-Gangsta Nick (Merwin Mondesir) und seine Freundin Molly (Brittany Allen), die ihre Kohle als halbnackte Tänzerin an der Stange verdient, rauschen in Nicks Porsche durch die Wüste von Nevada. Hintergrund dieser Spritztour: Nick und Molly hoffen, einer sich ausbreitenden Zombie-Plage nach Mexiko zu entkommen. Das soll mit Hilfe von Nicks Gangster-Kumpel Jimmy (Michael Filipovich) passieren, der auf einem kleinen Flugplatz in der Nähe ein eigenes Maschinchen stehen hat.
Als Molly merkt, dass sich Wodka und Koks nicht so gut vertragen und Nick die Karre zum Kotzen am Straßenrand zum Stehen bringt, fangen die Dinge an, schief zu laufen. Der Porsche steckt im sandigen Straßenbett fest, und fast wie gerufen ist auch schon ein Zombie (Juan Riedinger) im Anmarsch. Der untote Freund belagert nun die beiden Unglücksvögel im Auto. Da Scheiße in der Regel aus Eimern regnet, hat Nick auch noch sein Handy auf der Straße fallen gelassen.
Beim Versuch, nachts an sein Mobilgerät zu kommen, verliert Nick den Großteil seines Gekröses an den Zombie, während Molly auf ihren High Heels in die Wüste flieht. Proviant sind Gummibärchen, Schokoriegel, ein paar Flaschen Wasser und, noch wichtiger, eine dreiviertel volle Pulle Wodka, Kippen und ein Tütchen Koks.
Als wäre das alles nicht schon ungemütlich genug, merkt Molly schnell, dass der Zombie die Verfolgung aufgenommen hat: ein zwar langsamer, aber unerbittlicher und vor allem unermüdlicher Verfolger. Zweite Erkenntnis: Zombies sind in der Wüste nicht das Schlimmste, was einem begegnen kann.
Zitate:
Molly (zu Nick): „Entspann dich, du Pussy.“
Nick: „Ich geb‘ ihm fünf Minuten. Vielleicht hat er dann keinen Bock mehr.“ (Zombies können verdammt ausdauernd sein)
Molly (zum Zombie):
„Scheiße, bist du ‘ne lahme Schnecke.“
„Du warst bestimmt ein richtiger Vollidiot, als du noch am Leben warst.“
„Ich geb dir’n Namen: Sackgesicht. Abkürzung: Sack.“
Die Kritik des Gunslingers
Zu Zombies, sollte man denken, ist eigentlich schon alles gesagt. Doch gibt es immer wieder Streifletten, die das Thema schräg angehen oder sogar von einer anderen Seite beleuchten. Beispiele, die mir da ad hoc einfallen, sind „Pontypool“ oder auch „Fido“. In diese Kategorie fällt aber auch vorliegender Streifen.
Das Thema „Zombieplage“ ist schnell abgehakt: ein paar Einstellungen von der zunehmend im Chaos versinkenden Stadt inklusive Bränden, Autowracks und Toten auf der Straße. Fertig. Weder Fressorgien, noch marodierende Zombiehorden, die über letzte Überlebende herfallen. Letztlich ist der klassische Zombieaspekt eh nur einer von mehreren Zutaten in der insgesamt gut abgeschmeckten Mixtur. Nachdem sich Nick von seinen Gedärmen und aus dem Film verabschiedet hat, gibt’s zwar noch ein paar unappetitliche Szenen, doch bleibt es für einen modernen Zombiefilm alles im Rahmen.
Einen Schwerpunkt bildet die sich entwickelnde Beziehung – kann man sagen Freundschaft? – zwischen Molly und ihrem Verfolger. Bei ihrer Flucht wird der Zombie, von ihr liebevoll „Sackgesicht“ oder „Sack“ genannt, immer mehr zum Gesprächspartner, mit gebührendem Sicherheitsabstand, versteht sich. Das geht soweit, dass ihr der Zombie später in mehrfacher Hinsicht tatsächlich den Arsch rettet. Als zweites dramatisches Subthema steht Mollys Leben, das im Laufe der Zeit in gehörige Schieflage geraten ist. Die lange Flucht durch die Wüste bietet ausgiebig Gelegenheit, bestimmte Dinge zu reflektieren und Entscheidungen zu überdenken.
Der Film ist ruhig wegerzählt, ohne aber langweilig zu sein. Das liegt zum einen an immer wieder eingestreuten skurrilen Szenen: So hält Molly den Zombie anfangs mit einem blutigen Tampon auf Abstand; oder sie geht trotz des sich nähernden Verfolgers nochmal zurück, um die aus der Tasche gefallene Wodkabuddel aufzuheben. Zum zweiten ist Brittany Allen, die den Film koproduziert und schauspielerisch nahezu im Alleingang zu tragen hat, einfach klasse. Regisseur Colin Minihan und Mitautor Stuart Otiz sind in der Szene übrigens keine Unbekannten: Sie bilden die „Vicious Brothers“, die bereits durch mehrere Streifen aufhorchen ließen wie „Grave Encounters“.
Rating: $$$$+
Splatter: 9/10