OT:
Mama
Jahr: KAN/SP 2013
R, B: Andy Muschietti
B: Neil Cross, Barbara Muschietti
K: Antonio Riestra
M: Fernando Velásquez
D: Jessica Chastain, Nikolaj Coster-Waldau, Megan Charpentier, Daniel Kash
Quelle: TV (3sat)
Fünf Jahre lang hatte Lucas Desange (Nikolaj Coster-Waldau) nach seinem Zwillingsbruder Jeffrey und seinen beiden kleinen Nichten Victoria (Morgan McGarry/Megan Charpentier) und Lilly (Maya und Sierra Dawe/Isabelle Nélisse) suchen lassen. Letztere hatte Jeff entführt, nachdem er sein in Scheidung lebendes Ehegespons und einen Geschäftspartner umgenietet hatte. Seitdem fehlte von den Dreien jede Spur.
Doch dann werden die von Lucas beauftragten Spürhunde überraschend doch noch fündig: Sie greifen zumindest die völlig verwilderten Schwestern in einem verranzten, abgelegenen Blockhaus auf. Hier hatte sie „Mama“ beschützt und ernährt, eine aus der Isolation geborene Fantasiegestalt, wie der betreuende Psychologe Dr. Dreyfuss (Daniel Kash) vermutet. Er sorgt dafür, dass die Mädchen zu Lucas und seiner Freundin Annabel (Jessica Chastain) kommen und darf im Gegenzug die Schwestern weiter beobachten. Während Victoria allmählich zugänglicher wird, bleibt ihre jüngere Schwester auf „Mama“ fixiert.
Dann stürzt Lucas unter ungeklärten Umständen im Haus und fällt ins Koma. Die überforderte Annabell und Dr. Dreyfuss kommen unabhängig voneinander zu dem Schluss, dass „Mama“ doch mehr sein könnte als ein Produkt kindlicher Fantasie. Dreyfuss, weil Victorias Schilderungen unter Hypnose einen realen Hintergrund zu haben scheinen; Annabel, weil sich zunehmend seltsame Phänomene manifestieren. Denn „Mama“ ist den Mädchen offensichtlich in ihr neues Heim gefolgt.
Zitate:
Victoria: „Da draußen ist eine Frau. Sie berührt gar nicht den Boden.“
Annabel (zu Dreyfuss): „Ich glaube, es kommt jemand zu ihnen.“
Victoria (zu Annabel): „Ich will nicht, dass du verletzt wirst.“
Die Kritik des Gunslingers
Langfilmdebüt des Argentiniers Andy Muschietti, der dafür seinen gleichnamigen Kurzfilm als Basis nahm. Zwar lässt das schwülstige Ende des von Guillermo Del Toro produzierten Streifens das Gesamtrating in die Knie gehen, doch bis dahin hat der Film vieles richtig gemacht.
Auf die Augen gibt es einen altmodischen Grusler im besten Sinne. Der Film verlässt sich nicht auf Scare-Jumps, hektische Schnitte oder wahlweise auf „Ich nehme das hier alles eh nicht so ganz ernst.“ Die Atmo ist vielmehr sorgfältig aufgebaut, unterstützt durch eine gute Kameraarbeit mit teilweise fast ganz ausgebleichten Bildern und dem dräuend im Hintergrund arbeitenden Score. Dazu kommt der breit ausgerollte Gruselkanon mit unheimlichen Stimmen in der Dunkelheit, spooky Erscheinungen, teilweise nur im Augenwinkel wahrzunehmen, das obligatorisch flackernde Licht, Stromausfälle und dergleichen mehr.
Horrorszenen als solche gibt es gar nicht so viele, denn „Mama“ hält sich bis zum Schluss ziemlich zurück in Sachen optischer Präsenz. Das ist starke alte Schule, liebe Freunde. Wo’s dann richtig manifest wird mit der Gespensterei und Mama verschärft ihre Aufwartung macht, wird’s dann auch gleich schwächer vom Gesamteindruck her. Wobei ich nicht sagen will, dass hier geschlampt wird. Nein, ist alles kompetent gemacht; nur ist dann irgendwie die Luft ein wenig raus.
Ansonsten Hut ab: Der Cast ist gut besetzt. Spitze finde ich dabei die beiden älteren Kinderdarstellerinnen. Die Mädchen hauen ihre Rollen absolut natürlich und glaubhaft raus und steuern damit einen nicht unerheblichen Teil bei zur Grusel-Atmo. Dazu erweist Muschietti Werken wie „Der Exorzist“ oder „Ringu“ aber auch den Streifen Tim Burtons Referenz. Das geht los bei der anfänglichen seltsamen Vierfüßer-Gangart der Desange-Schwestern und endet bei Optik und Bewegungsweise von „Mama“.
Rating: $$$$–
Splatter: 2/10