Mann geht über Leichen, Ein

OT:
The Stone Killer

AT:
L‘Assassino di Pietra


Jahr
: USA/I 1973
R: Michael Winner
B: Gerald Wilson
K: Richard Moore
M: Roy Budd
D: Charles Bronson, Martin Balsam, Paul Ritter, David Sheiner

Quelle: DVD (Pidax). Dank fürs Rezi-Exemplar!

Trailer

Lieutenant Lou Torrey Charles Bronson) ist nicht nur das beste Pferd im Stall des NYPD, sondern gleichzeitig dessen härtester Hund. So haben nicht nur die schweren Jungs gehörigen Respekt vor Torreys Bleispritze und seinem immer frisch zubereiteten Faustgemüse, sondern auch in der Öffentlichkeit sind seine Methoden – nun ja – umstritten. Als Torrey einmal mehr einen Kleinganoven final eintütet, ist der Bogen überspannt: Einerseits war’s zwar Notwehr, andererseits war der Knabe erst 17.
So wird das Raubein strafversetzt nach Los Angeles. Hier nimmt er einen Kiffer (Eddie Firestone) fest, der in New York wegen Mordes gesucht wird und einst eine recht große Nummer in Pusherkreisen war – mit guten Mafia-Kontakten. Torrey überführt den aussagewilligen Delinquenten also nach New York, wo dieser von einem Killerkommando direkt eingemacht wird. Jetzt läuft der gute Lou zur Höchstform auf, denn es gilt, nicht nur Recht und Ordnung wiederherzustellen, sondern auch ein von Mafiapaten Don Vescari (Martin Balsam) geplantes Massaker zu vereiteln. Und die Zeit ist fast knapper als man braucht, um den 45er nachzuladen.

Zitate:

Torrey: „Entweder lebst du noch 50 Sekunden oder 50 Jahre. Du hast die Wahl, Junge.“
Mafioso: „Das Geheimnis einer guten Geschäftsführung ist die Versicherung. Das Geheimnis einer guten Versicherung sind die pünktlich bezahlten Prämien.“ (Im Anschluss an die Belehrung wird der Marktstand zerlegt)
Captain (Byron Morrow): „Ich muss sagen, so langsam fallen Sie mir auf die Nerven, Torrey.“
Les Daniels (Norman Fell): „Der Kerl hatte zwei Jagdgewehre zu Hause.“ – Torrey: „Na und? Mein Schwager hat drei und noch dazu einen Revolver.“

Die Kritik des Gunslingers

Lou Torrey reiht sich ein in die Gruppe eisenharter Cops um „Dirty“ Harry Callahan oder Jimmy „Popeye“ Doyle. Bullen, die den Kehraus der bunten Sechziger orchestrierten: Minderheitenkonflikte, Terrorismus und steigende Verbrechenszahlen waren einige der Faktoren, die in den frühen 1970ern das Bürgertum in Schrecken versetzten. So manch‘ braver Biedermann, träumte davon, selbst mit der Kanone in der Hand unter dem Gelichter aufzuräumen. Actioner mit deutlicher Tendenz, das „Recht“ angesichts eines schlaffen, oft korrupten Staates selbst in die Hand zu nehmen, lockten in die Kinos.
Ihre Protagonisten waren nicht selten desillusionierte Polizisten, die es in der Regel mit Vorschriften und Gesetzen selbst nicht so genau nahmen. Ihre Motivation: Ein diffuser Sicherheitsgedanke und die Vorstellung, alles werde besser, wenn man den Hammer ordentlich kreisen lässt. Ein Phänomen, das nicht nur in den USA, sondern auch in europäischen Kinofilmen oft Gestalt annahm.
Vorliegender Streifen war die dritte Zusammenarbeit zwischen Michael Winner und Charles Bronson, die im Jahr darauf mit „Ein Mann sieht rot“ ihren Höhepunkt erreichen sollte. Der Film ist nicht das Gelbe vom Ei, was ich mal vorausschicken will. Etlichen gelungenen und erwartbaren Actionszenen folgt immer wieder Leerlauf; das ist’s, was ich ihm vorwerfe. Das Hauptproblem ist das teils hanebüchene Drehbuch. Ok, von solchen Streifen erwarte ich nicht unbedingt philosophische Exkurse oder gar Botschaften, aber doch eine gute, nachvollziehbare Geschichte mit Haue und Blei, die zur Hopfenkaltschale geht. Hier allerdings gibt es nachgerade bescheuerte Ideen, wie das Ausbildungscamp für durchgeknallte Vietnam-Veteranen, das Don Vescari unterhält. So ein Massaker überlässt man doch nicht irgendwelchen Klatschbirnen, sondern der Famiglia, capisce?
Zudem kriegt der Film die einzelnen Plotstränge nicht so recht verzwirbelt. Wer nun gerade warum umgenietet wird, bleibt schon mal unklar. Genauso kann man ab und an leicht mit den zwischen New York, Los Angeles und der Mojawe-Wüste mäandernden Örtlichkeiten ins Schleudern geraten. Vielleicht sollte ich mal den Durchfluss der Standleitung zum Kühlschrank etwas drosseln. Angerissen wird darüber hinaus einiges, zu Ende gebracht eigentlich nur der ordentlich gemachte Showdown. Rassenproblematik, persönliche Probleme Torreys, Vietnam-Trauma. Alles rein in die Wundertüte und mit Blei, Blut und qualmendem Gummi vermengt. Schmeckt am Ende eh alles gleich.

Rating: $$$

Splatter: 3/10





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