OT:
Los sin Nombre
Jahr: SP 1999
R, B: Jaume Balagueró
K: Xavier Giménez
M: Carles Cases
D: Emma Vilarasau, Karra Elejalde, Tristán Ulloa, Toni Sevilla
Quelle: NetzKino
Als die Polizei eine ziemlich über zugerichtete Mädchenleiche aus der Kanalisation birgt, wird aus der Vermutung schnell ziemliche Gewissheit: Sämtliche Indizien deuten darauf hin, dass es sich um die vermisste Angela handelt, sechs Jahre alt.
Fünf Jahre später ist das Leben der Beteiligten düsterer denn je: Angelas Mutter Claudia (Emma Vilarasau) ist inzwischen Gatte Marc (Brendan Price) von der Fahne gegangen. Sie selbst kriegt den Alltag nur noch mit chemischer Hilfe geregelt. Der damals ermittelnde Cop Bruno Massera (Karra Elejalde) hat den Dienst quittiert, nachdem seine hochschwangere Frau gestorben ist.
Eines Tages erhält Claudia einen Anruf: Am Ende der Leitung ist angeblich Angela, die sie um Hilfe in höchster Not anfleht. Die verstörte Mutter wendet sich an Massera, der nach kurzem Zögern bereit ist, ihr zu helfen. In der Tat mehren sich die Indizien, dass Angela tatsächlich noch am Leben sein könnte und sich in der Hand einer kruden, extrem gewalttätigen Sekte befindet, den „Namenlosen“. Bald stößt auch Journalist Quiroga (Tristán Ulloa) zu den Beiden, denn er wittert hinter den immer bizarrer werdenden Ereignissen eine fette Story.
Zitate:
Marc: „Ich möchte sie sehen.“ – Massera: „Tun Sie sich das nicht an. Sie würden sie nicht wiedererkennen.“
Franco (Toni Sevilla): „Solche Scheißkerle sind absolut krank: Stecken sich brennende Watte in den Arsch und holen sich einen runter.“
Santini (Carlos Lasarte): „Meine Kinderchen sind jetzt so weit … und du bist so gut wie tot.“
Toni (Pep Tosar): „Du glaubst, ich bin eine von diesen Schwuchteln, die sich den Schwanz und den Arsch piercen lassen. Aber da liegst du völlig falsch.“
Die Kritik des Gunslingers
Die Einflussgrößen, die sich deutlich auf das Spielfilmdebüt von Jaume Balagueró ausgewirkt haben, sind die Bildwelten David Finchers, Japan-Horror der „Ring“-Kategorie oder auch „Das Schweigen der Lämmer“. Die Protagonisten treiben durch eine fast monochrome Welt, die den inneren Zustand aller Beteiligten widerspiegelt.
Claudia pendelt zwischen Job in einem Verlag und ihrem gutgefüllten Medizinschrank und verbringt ihre Zeit zum überwiegenden Teil mit dem Konsum alter Familien-Videos. Bruno ist nach dem Tod seiner Frau gebrochen, sucht einen Neuanfang, findet ihn aber vor allem beim Öffnen einer weiteren Flasche VAT 69. So ist die Wiederaufnahme des Falles „Angela“ für beide auch eine Chance, mit den inneren Dämonen fertig zu werden. Eine Hoffnung, die sich in diesem pessimistischen Streifen allerdings für niemanden erfüllen wird. Und das ist kein Spoiler.
Der Film legt ein sehr gemächliches Tempo vor, aber ich mag sowas. Atmo vor Action, und auch in Sachen grafischer Gewalt tut sich nicht viel. Das meiste in dieser Richtung passiert Off-Screen oder im verschwommenen Bereich. Das bedeutet nicht, dass Langeweile einkehrt, denn nicht nur die Geschichte ist ausreichend seltsam, um das Interesse zu halten. Wenngleich sie einige Ungereimtheiten aufweist, wenn man näher hinschaut. Auch die häufig eingestreuten, stakkatoartigen und teilweise stark verfremdeten Bildschnipsel schrecken immer wieder auf, geben dem Grauen eine Spielwiese. Zumal diese Sequenzen meistens durch laute, oft ebenfalls manipulierte Geräusche unterfüttert sind.
Die schauspielerischen Leistungen gehen fast durch die Bank in Ordnung. Besonders Carlos Lasarte als durchgeknallter Sektenchef Santini möchte ich hier herausheben. An der Grenze zur Karikatur, diese aber nie überschreitend.
Rating: $$$$
Splatter: 2/10