Nightwatch – Nachtwache

OT:
Nattevagten

AT:
Die Nachtwache


Jahr: DK 1994
R, B: Ole Bornedal
K: Dan Laustsen
M: Joachim Holbek
D: Nikolaj Coster Waldau, Sofie Gråbøl, Ulf Pilgaard, Kim Bodnia

Quelle: TV (Tele 5)

Trailer

Da Jurastudent Martin Borg (Nikolaj Coster Waldau) keinen Bock hat, seine Frau Mama um Penunzen anzuhauen, sucht er sich einen Nebenjob. Der ist schnell gefunden, denn das örtliche Krankenhaus braucht für seine angeschlossene Gerichtsmedizin einen neuen Nachtwächter Vermeintlich leicht verdiente Kohle: Nachts ist keine Sau da, und die Kalten machen sowieso keinen Ärger.
Doch hier unterscheiden sich Theorie und Praxis, denn nachts kommen die Phantome. Kopfkino und die absolute Stille machen Martin doch zu schaffen. Und dann ist da ja auch noch der Serienkiller, der gerade umgeht und Nutten aufschlitzt, die wiederum in Martins Obhut landen. So stellen sich bald unerklärliche Phänomene ein, die den Gutsten an seinem Verstand zweifeln lassen. Die hinterfotzigen Streiche seines Kommilitonen und besten Kumpels Jens (Kim Bodnia) sorgen auch nicht gerade für die Stabilisierung von Martins zunehmend dünner werdendem Nervenkostüm.
Allmählich gerät unser Nachtwächter in den Verdacht, nicht nur Unzucht mit den ihm Anvertrauten zu treiben, sondern auch der Nuttenschlitzer zu sein. Glücklicherweise scheint wenigstens der ermittelnde Inspektor Wörmer (Ulf Pilgaard) an Martins Unschuld zu glauben.

Zitate:

Alter Nachtwächter (Gyrd Løfquist): „Man kriegt Mundgeruch, wenn man ‘ne Weile hier ist.“ (Das wird Martin nur zu bald bestätigen können)

Jens: „Wenn ich nach jedem Onanieren ein Kreuz gemacht hätte, gäb’s auf der ganzen Welt keine Bleistifte mehr.“

Martin: „Was haben Sie vor?“ – Killer: „Nur das Übliche.“

Inspektor Wörmer: „Wenn es sich so verhält, wie ich denke, dann steht ein höchst bedrohliches Wesen hinter dir und bläst dir seinen Atem in den Nacken.“

Die Kritik des Gunslingers

Ole Bornedal ließ seinem Streifen ein paar Jahre später noch ein amerikanisch produziertes Remake folgen, blieb damit jedoch deutlich hinter seiner Erstverfilmung zurück. Das Gesamtpaket, geschnürt aus Thriller- und Horrorelementen, weiß auch heute noch zu erfreuen.
Der Streifen verzichtet nahezu komplett auf Action und weitgehend auf das Zurschaustellen körperlicher Gewalt. Damit bleibt ihm die ebene Strecke versperrt, die zum Beispiel über SFx, Jump-Scares und Stakkatoschnitt vergleichsweise unaufwändig in Richtung Tempo und Spannung führt. Was bleibt, ist der deutlich anspruchsvollere Weg, über Kameraführung, Sounds und vor allem die Schauspieler zum Ziel zu kommen.
Das gelingt fast von der ersten Minute an famos. Schon der Einweisungsrundgang, den Martin mit seinem in Pension gehenden Vorgänger unternimmt, setzt die grundlegenden Pflöcke. Es passiert ja überhaupt nix, als dass zwei Typen durch die Flure latschen und ab und an die Kontrolluhr betätigen. Aber die Neon-Atmo, gepaart mit den Geschichten und Andeutungen des Alten lassen sofort ein warnendes Kribbeln aufkommen und die Ahnung, dass es dieser Job vielleicht doch in sich haben könnte ;-).
Auf der einen Seite stehen klassische Horrorelemente wie etwa die in der Deckenlampe sterbenden Nachtfalter, die von Schicht zu Schicht immer mehr werden, die beobachtende Kamera und nicht zuletzt der blutige Schlitzermord oder die – offscreen – Fingeramputation zum Ende hin. Als Kontrapunkte setzt der Streifen immer wieder schwarzhumorige Einlagen, die deutlich von Hitchcock inspiriert sein könnten wie Jens‘ derber Streich, den er seinem Kumpel eines Nachts spielt. Mehr wäre spoilern ;-). Auch die seltsame Wette zwischen Martin und Jens, sich zwei Wochen lang ohne Grenzen „herauszufordern“, trägt zur Erheiterung bei. Die „Challenges“ reichen dabei vom Empfang des Heiligen Abendmahls über das Knattern einer Nutte bis zum Aufmischen zweier Schlägertypen in der Stammkneipe.
Schauspielerisch ist der Film top: So gelingt es den Protagonisten nahezu ohne Hilfsmittel Angst zu transportieren. Besonders klasse fand ich einmal mehr Kim Bodnia, eh einer der Redaktionsfaves ;-). Nennt mich einfach gestrickt, aber seine Oblaten-und-Messwein-Szene, die mit einem eruptiven Erbrechen ins Taufbecken endet, ist einfach nur großartig.

Rating: $$$$$

Splatter: 4/10





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