OSS 117 greift ein

OT:
OSS 117 se dechaîne

AT:
OSS 177 segretissimo


Jahr: F/I 1963
R, B: André Hunebelle
B: Pierre Foucaud, Raymond Borel, Richard Caron, Patrice Rondiard
K: Raymond Lemoigne
M: Michel Magne
D: Kerwin Mathews, Nadia Sanders, Henri-Jacques Huet, Daniel Emilfork

Quelle: DVD (Pidax). Dank fürs Rezi-Exemplar!

Trailer

Irgendwo vor der korsischen Küste will der Russe einen neuen High-Tech-Sensor bauen und aktivieren, um weltweit Bewegungen von Atom-U-Booten ausbaldowern zu können. Das wiederum passt dem Ami nicht, und er schickt seinen Agenten William Roos (Jacques Hardi). Der soll als Tourist und Tauchschüler getarnt den Sensor aufzuspüren. Doch Roos hat Pech: Kurz bevor er das Gerät entdecken kann, erleidet er einen hust Tauchunfall und verschwindet spurlos.
Nun ist Schluss mit lustig und es somit ein Fall für Colonel Hubert Bonisseur de la Bath (Kerwin Mathews) geworden, kurz OSS 117 genannt und das sprichwörtlich beste Pferd im Stall des US-Geheimdienstes. OSS 117, mit französischem Blut in den Adern, soll auf Korsika die Nachforschungen von Roos weiterführen und zu einem erfolgreichen Abschluss bringen. Aber auch die Gegenseite ist am Ball, und hat ihre Ohren überall. So türmen sich um den umtriebigen Hubert bald die Leichen.

Zitate:

OSS 117: „Ich will es Ihnen erklären: Ich bin der Daumen, die anderen sind der Zeigefinger. Sie sind die Nuss.“ (Knack, knack. Es geht nichts über ein griffiges Beispiel)

Die Kritik des Gunslingers

Zwar wurde bereits 1956 einer der OSS-117-Romane verfilmt, damals mit Ivan Desny. Doch ist vorliegender Streifen der erste einer Reihe von fünf Filmen, von denen vier André Hunebelle inszenierte. Ein Regisseur mit einem besonderen Händchen für rasante Abenteuer- und Kostümstreifen. Hierzulande fällt dem Afficionado als erstes wahrscheinlich die Fantȏmas-Reihe mit Louis de Funès ein.
Das noch in Schwarzweiß gedrehte Werk weist unübersehbare Parallelen zur etwas eher gestarteten Bond-Reihe auf. Genaugenommen ist’s natürlich umgekehrt: OSS 117 hatte seinen Dienst tatsächlich ein paar Jahre eher angetreten als James Bond. So erschien der erste Roman um den kreglen Hubert schon 1949, während 007 erst 1953 das Licht der Öffentlichkeit erblickte. Und dann gab’s ja noch den oben erwähnten OSS-Erstling, ebenfalls vor dem ersten Bond-Streifen, der allerdings außerhalb der eigentlichen Reihe läuft. Warum dann letztlich 007 das Eurospy-Genre begründete und nicht OSS 117, obwohl beide sehr ähnliche Zutaten verwenden – darüber kann man nur spekulieren: geschickteres Marketing, den Mut, over the top zu gehen, vielleicht auch einfach die Tatsache, dass Bond von Beginn an in Farbe ermittelte … Wer weiß, liebe Gemeinde?
Wie auch immer: Vorliegender Streifen legt tatsächlich eine eher raue Gangart vor, hält Sprüche und Comedy-Anteil im homöopathischen Bereich. Die Action ist solide, die Kloppereien sind sogar richtig handfest, und auch Frauen kriegen schon mal was auf die Zwölf. Ansonsten ist auch Hubert Bonisseur de la Bath ein Schwerenöter vor dem Herrn, der alles angräbt, was keine Hosen trägt und unter 40 ist. Selbstredend immer erfolgreich. Hauptdarsteller Kerwin Mathews, zu der Zeit bereits weitgehend abgemeldet in Hollywood, schlägt sich dabei ziemlich gut – egal, ob’s Maulschellen oder Küsschen auszuteilen gibt. Das alles ist fein fotografiert von Raymond Lemoigne, der bei etlichen französischen Kassenerfolgen der 1960er-Jahre das Bild verantwortete und auch wiederholt mit André Hunebelle zusammenarbeitete. Suboptimal ist der manchmal etwas verwirrende Plot, bei dem es hin und wieder schwerfällt zu unterscheiden, wer nun gerade wem einen Platz im Zahnarztstuhl oder unter den Radieschen verschafft.
Der Score des umtriebigen Michel Magne lässt schon die Swinging Sixties vorausahnen: gemischter Chor mit Orgel und Gebläse, dargereicht im Easy-Listening-Gewand.

Rating: $$$$-

Splatter: 1/10





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