Thief – Der Einzelgänger

OT:
Thief



Jahr: USA 1981
R, B: Michael Mann
K: Donald Thorin
M: Tangerine Dream
D: James Caan, Tuesday Weld, Robert Prosky, James Belushi

Quelle: DVD (Pidax). Dank fürs Rezi-Exemplar!

Trailer

Frank (James Caan) ist als Safeknacker einer der besten seines Fachs, spezialisiert auf Diamanten. Nach elf Jahren Knast hat er sich mit einem Gebrauchtwagenhandel und einer Bar eine bürgerliche Fassade aufgebaut, hinter der er weiter seine eigentliche Profession pflegt. Sein Traum ist es, die hübsche Diner-Bedienung Jessie (Tuesday Weld) zu freien und sich mit ihr und jeder Menge Zaster zur Ruhe zu setzen.
Doch meistens entwickeln sich die Dinge anders. So fällt Franks Stammhehler Joe (Hal Frank) aus dem zwölften Stock, weil er Geschäfte an seinem Arbeitgeber vorbei getätigt hatte – dem Chicago Mob. Und perdü ist damit auch der Erlös aus Franks letztem Bruch, immerhin 185 Riesen. Aber die Mobster sind gar nicht so: Auf Franks Insistieren hin, kriegt er den Zaster zurück und von Gangster Leo (Robert Prosky) sogar ein Job-Angebot: Frank soll gegen Gewinnbeteiligung fortan für den Mob auf Tour gehen, der ihm dafür lukrative Spots serviert und sämtliche Unkosten trägt.
Zwar ist Frank Freelancer aus Überzeugung, doch letztlich verfängt die Aussicht auf rasch verdienten Zaster. Also schlägt er ein. Aber bei allen Angeboten wie diesem ist letztlich ein Haken. Kennt man ja von den Heizdeckentouren, nech. Und so ist Leo alles andere als der nette Gangsteronkel und herzensgute Arbeitgeber, für den er sich gerne ausgibt.

Zitate:

Frank: „Ich trage 150-Dollar-Hosen; meine Hemden sind aus Seide; meine Anzüge kosten 800 Dollar das Stück. Ich trage außer einer goldenen Uhr einen wertvollen, lupenreinen Drei-Karat-Brillantring. Und Autos wechsel ich wie andere Leute ihre durchgeschwitzten Hemden. Ich bin ein Gangster.“

Leo: „Du gehörst mir, und da gibt es keine Diskussion. Du wirst für mich arbeiten, bis du völlig ausgebrannt bist, im Knast oder tot.“

Frank: „In meinem Job gibt es manchmal Zwangslagen.“

Die Kritik des Gunslingers

1981, als sie diesen Independent-Streifen vorlegten, hatten sowohl Michael Mann als auch Produzent Jerry Bruckheimer ihren Durchbruch noch nicht geschafft. „Thief“, Manns Kinodebüt, präsentiert sich als düsterer Mix aus Heist-Film und Gangsterdrama.
Frank stammt aus ziemlich desolaten Verhältnissen, war sein Leben lang kriminell und hegt seinen eher kleinbürgerlichen Lebenstraum. Diesen hat er in einer Collage aus Fotos und Illustrierten-Ausrissen skizziert, die er Jessie in einer Schlüsselszene des Films in einem Diner erklärt. In Franks Monolog erfahren wir komprimiert alles über ihn: woher er kommt, wo er steht, wohin die Reise geht. Gangstersein ist hier sowieso extrem unglamourös. Frank träumt den Spießertraum; Leo zieht sich beschissen an und rentnert auf der Couch im heimischen Wohnzimmer herum.
Die eigentlichen Coups hingegen sind stylish in Szene gesetzt: sehr viele Blautöne, Nahaufnahmen von Profis, die ihr Handwerk verstehen, Schweißgeräte, die Funken und Qualm spucken. Gleiches gilt für die neonerleuchtete Stadt, Chicago. Regennasses nächtliches Pflaster, für das während des Drehs angeblich ein Tanklaster sorgen musste. Akustisch untermalt durch die Elektronik-Musik von Tangerine Dream.
Der Streifen zerfällt im Mittelteil in zwei Handlungsebenen. Auf der einen Seite Frank und Jessie, die an der Realisierung ihres Lebensplans arbeiten, denn auch Jessie will endlich ankommen. Auf der anderen Seite die akkurate Vorbereitung des letzten Coups. Langsam übernimmt Leo den Steuerknüppel, sorgt erst einmal für die richtige Wohlfühlatmo bei seinem neuen Angestellten. Haus benötigt? Kind adoptieren? Null Problemo. Leo ist der Mann, der Gefallen tut. Dann hängt sich auch noch eine Gruppe korrupter Cops um Sergeant Urizzi (John Santucci) an die Hacken der Einbrecher, versucht mit allen Mitteln, sich als „stille Teilhaber“ einzuzecken. Baut Druck auf. Zunehmend hängt Frank am Haken, hat erst seine Unabhängigkeit verkauft und dann die Kontrolle verloren. Am Ende bleibt nur Tabula rasa – Lebenstraum eingeschlossen.

Rating: $$$$

Splatter: 3/10





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