Zwölf plus eins

OT:
Una su 13

AT:
12+1
Douze et un (F)
Zwölf plus eins – Jagd auf das Erbe


Jahr: I/F 1969
R: Nicolas Gessner, Luciano Lucignani
B: Nicolas Gessner, Antonio Altoviti, Marc Behm
K: Carlo Ruzzolini
M: Stelvio Cipriani
D: Vittorio Gassman, Sharon Tate, Tim Brooke-Taylor, Orson Welles

Quelle: DVD (Pidax). Dank fürs Rezi-Exemplar!

Trailer

Mario Beretti (Vittorio Gassman) schlägt sich mit seinem Friseurladen mehr schlecht als recht in New York durch. Die Anzahl der Gläubiger übersteigt nicht selten die der Kunden. Doch das Ende der Pechsträhne winkt, als seine Tante Laura im fernen England den Löffel abgibt und Mario als Alleinerben einsetzt.
Leider entpuppt sich vor Ort das Erbe als Luftnummer: Nach Abzug aller Schulden verbleiben Verbindlichkeiten in Höhe von rund 20 Pfund – der Restwert von Tantchens abgerockter Butze schon eingerechnet. Immerhin gehören zum kümmerlichen Nachlass 13 Designerstühle aus dem 19. Jahrhundert, die Mario bei einem Antiquar in Kommission gibt. Bereits am nächsten Tag aber ändert sich die Lage: Der enttäuschte Erbe entdeckt vor seiner Abreise hinter einem alten Bild einen an ihn gerichteten Brief seiner Tante. Demnach sind in einem der Stühle Preziosen im Wert von stolzen 100.000 Pfund versteckt.
Nix wie hin also zum Antiquar. Doch dessen geschäftstüchtige Angestellte Pat (Sharon Tate), die praktisch alles verhökern kann, hat die Sitzmöbel bereits versilbert. Zusammen macht man sich also nun auf die Jagd nach den Stühlen. Aber das zieht auch so manches Gelichter an.

Zitate:

Kundin im Antik-Shop: „30 Pfund für einen Nachttopf ist aber nicht billig.“

Die Kritik des Gunslingers

Dass die russische Romanvorlage nicht nur zur Satire taugt, sondern auch als unpolitische Gaunerkomödie funktioniert, hat sie in inzwischen diversen Verfilmungen bewiesen. „Zwölf plus eins“ verarbeitet in Grundzügen den Romanstoff und kleidet ihn in das typische Sixties-Komödiengewand. Verfolgungsjagden zu Fuß und per Auto, etwas Slapstick, dazu Dialogwitz und nicht zu vergessen das Liebeskarussell. All‘ das in der Regel eingebettet in einen groovenden Instro-Score, der hier von Meister Stelvio Cipriani stammt. Ob nun Doris-Day-Komödie oder Eurospy-Streifen: Eine Menge Filme der Dekade funktioniert nach diesem bei Bedarf abgewandelten Strickmuster.
„Zwölf plus eins“ ist zwar kein Spitzenprodukt der Sixties-Komödienproduktion, macht aber für den Genre-Afficionado trotzdem Laune. Das liegt vor allem an der Besetzung, in der Vittorio Gassman und die im gleichen Jahr ermordete Sharon Tate immer mal wieder die Funken fliegen lassen. Eine feine Performance liefert zudem Orson Welles ab, der als ambitionierter Direktor eines „Gruseltheaters“ die künstlerischen Unzulänglichkeiten seines Ensembles mit stoischer Resignation erträgt. Der Streifen zerfällt in verschiedene Einzelepisoden, zusammengehalten von Tate/Gassman, die zumeist damit enden, dass einer von Beiden das Polster eines weiteren Stuhls aufschlitzt. Weiter geht’s. So kommen Orson Welles, Vittorio de Sica oder Stars wie John Steiner und Mylène Demongeot und das Komödienschwergewicht Terry-Thomas nur zu bestenfalls bemerkenswerten Kurzeinsätzen.
Was ebenfalls auf der Habenseite steht, ist das von Kameramann Giuseppe Ruzzolini eingefangene Zeitkolorit des ausklingenden „Swinging London“. Ruzzolini fotografierte im Übrigen häufig für Pier Paolo Pasolini und ab und an auch für Sergio Leone.

Rating: $$$+

Splatter: 1/10





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