OT:
Gilda
Jahr: USA 1946
R: Charles Vidor
B: Marion Parsonnet, Jo Eisinger, Ben Hecht, Virginia Van Upp
K: Rudolph Maté
M: Hugo Friedhofer (ungenannt)
D: Rita Hayworth, Glenn Ford, George Macready, Steven Geray
Quelle: TV (arte)
Der Glücksritter und Falschspieler Johnny Farrell (Glenn Ford) strandet in Buenos Aires. Als ihm ein Unbekannter vor einem Straßenräuber rettet und ihm gleichzeitig die Visitenkarte für ein „richtiges“ Casino in die Hand drückt, scheint es aufwärts zu gehen. Johnny sahnt nachts darauf richtig ab, leider wieder nicht mit ganz legalen Mitteln. So verpassen ihm die Casino-Gorillas eine kurze Abreibung und präsentieren ihn dem Boss. Der ist niemand anderes als sein Retter vom Vortag, der sich nun als Bellin Mundson (George Macready) vorstellt.
Mundson stellt den dreisten Hallodri tatsächlich ein, der sich allmählich zum Geschäftsführer und engsten Vertrauten des Bosses hocharbeitet. Die Geschäfts- und Männerfreundschaft gedeiht, bis Mundson von einer Dienstreise seine hopplahopp angetraute neue Gattin mitbringt: Gilda (Rita Hayworth). Von nun an ist latent Knies in der Hütte, der die Beteiligten zunehmend aufreibt: Gilda ist nämlich ausgerechnet die Lady, vor der Johnny überhaupt erst nach Buenos Aires geflüchtet war.
Die Dinge werden noch komplizierter, als es auch geschäftlich kriselt, denn Mundson betreibt das Casino nur zur Tarnung. Hauptamtlich sitzt er einem geheimen Wolfram-Kartell vor. Das macht mit Patenten Geschäfte, die Mundson einst Nazis abgeluchst hatte, die kurz vor Kriegsende noch ihr Schäflein ins Trockene bringen wollten. Und die fordern jetzt ihr Eigentum zurück.
Zitate:
Johnny: „Wann haben Sie sie kennengelernt?“ – Mundson: „Am Tag, als ich ins Landesinnere fuhr.“ – „Wann haben Sie sie geheiratet?“ – „Am Tag danach.“
Johnny: „Laut Statistik gibt’s auf der Welt mehr Frauen als alles andere – ausgenommen Insekten.“
Obregon (Joseph Calleia) zu Johnny: „Ich könnte es nicht mit ansehen, wenn Sie zusammenbrechen und wie ein Mensch empfinden. Ich bin ein sehr sensibler Mann für einen Polizisten.“
Die Kritik des Gunslingers
Mit „Gilda“ legte Charles Vidor einen Klassiker des romantischen Film noir vor. Rita Hayworth, einer der großen weiblichen Hollywood-Stars der 1940er-Jahre, wurde mit der Titelrolle endgültig unsterblich. „Gilda“ konnte sie lange Zeit nicht mehr abschütteln. Ihre Ausbruchsversuche beispielsweise in „Die Lady von Shanghai“ scheiterten samt und sonders. Rita Hayworth war für lange Zeit „Gilda“, die löwenmähnige, laszive und schlagfertige Kopfverdreherin.
Mit „Gilda“ etablierte sich ein neuer Frauentyp im Film noir: das sogenannte „good bad girl“. Äußerlich eine Schwester der Femme fatale, unterscheidet sich das good bad girl von dieser allerdings entscheidend durch einen ehrlichen Kern. Gilda etwa gibt nach außen den männermordenden Vamp, die ihre Liebhaber nach Belieben wechselt, ist aber ihrem Johnny treu wie Gold. Sämtliche Aktionen dienen nur dazu, diesen wieder zurück in ihre Arme zu lotsen. Johnny allerdings, ganz der beleidigte, egozentrierte Stiesel, merkt nix. Vielmehr lässt er die arme Gilda durch die Vorhölle seines fein austarierten Racheplans gehen, als Vergeltung für die vermeintlichen Schandtaten der lotterhaften Lady und alle hintergangenen Männer dieser Welt. Als dann alles in Trümmern liegt, kehrt Gilda letztendlich souverän die Scherben zusammen und reitet mit dem zerknirschten Johnny unterm Arm in den Sonnenuntergang.
Neben Rita Hayworth halten sich die weiteren Darsteller recht wacker: Vor allem Glenn Ford, Joseph Calleia und Steven Geray liefern amtlich ab. Doch gegen Rita verblassen sie naturgemäß. Wie schrieb ein Autor mal ungefähr: Wenn Rita Hayworth nur ihren schwarzen Handschuh abstreift, so hat das mehr Sex, als wenn andere nichts anderes anbehalten ;-). So ist denn auch eben jene Handschuh-Szene einer der legendären Stellen des Streifens. Ansonsten liefert der Film auch im technischen Bereich jede Menge Noiriges: vom Off-Erzähler Johnny Farrell über Kameraführung und Ausleuchtung bis hin zur Rückblenden-Struktur. Erst im letzten Drittel erreicht die Handlung mit Rückkehr Gildas nach Buenos Aires die Gegenwart. Recht überflüssig ist allerdings die wie angeklatscht wirkende Thriller-Handlung um Nazis, Mord und Wolfram. Der Film hätte auch vorzüglich als pures Liebes-Melo funktioniert.
Rating: $$$$$-
Splatter: 0/10