Peaky Blinders – Gangs of Birmingham

OT:
Peaky Blinders



Jahr: GB 2013-2022
R: u.a. Anthony Byrne, Colm McCarthy, Tim Mielants
B: Steven Knight, Toby Finlay, Stephen Russell
K: u.a. George Steel, Cathal Waters, Matthieu Plainfossé
M: Mearl (u.a. Martin Phipps), Nick Cave, White Stripes, P.J. Harvey u.v.a.
D: Cilian Murphy, Helen McCrory, Paul Anderson, Sophie Rundle
Deutsche Erstausstrahlung: 2014 (Sky Atlantic)
Staffeln: 5 mit 4 Episoden à ca. 55 Minuten (6. Staffel angekündigt für 2022)

Quelle: Netflix

Trailer Staffel 2

Die drei Shelby-Brüder Thomas „Tommy“ (Cilian Murphy), Arthur (Paul Anderson) und John (Joe Cole) kehren aus dem Ersten Weltkrieg heim und stehen 1919 in Birmingham einer lokalen Gangsterbande vor, den „Peaky Blinders“. Vor allem manipulierte Pferdewetten sind ihr Geschäft. Doch die Konkurrenz ist groß: Insbesondere Rennplatzgröße Billy Kimber (Charlie Creed-Miles) und seine „Birmingham Boys“ machen den Peaky Blinders anfangs das Leben schwer, und auch andere Gangs haben ihre Reviere abgesteckt. So geht es recht häufig handfest zur Sache, zumal auch die Polizei alles andere als neutral ist.
Aber Blinders-Chef Tommy ist ein gewiefter und, wo es sein muss, skrupelloser Stratege. Er will expandieren und aus dem eher provinziellen Schläger- und Buchmachergeschäft der Peaky Blinders ein florierendes und möglichst legales Unternehmen bauen. Und dieses Ziel ist mit dem Eintüten von Billy Kimber gerade mal als Punkt am Horizont sichtbar. So muss die Säge immer wieder sägen, wenn ihr versteht.

Hauptcharaktere:

Thomas „Tommy“ Shelby:
Zweitältester Shelby-Bruder und hochdekorierter WW1-Veteran. Nach dem Krieg Chef der „Peaky Blinders“. Tommy ist ein geschickter Taktiker und Stratege, der genau weiß, mit wem er Allianzen eingehen sollte – und sei es auf Zeit – oder wann Worte keinen Sinn (mehr) machen. Charismatisch und bei Bedarf skrupellos.
 
Polly Gray (Helen McCrory):
Tante der Shelby-Geschwister, „Consigliere“ und Schatzmeisterin der „Peaky Blinders“. Sie wirkt immer wieder als Korrektiv auf Tommy ein, tut aber alles für die Familie. Hat den siebten Sinn und ist schnell bei der Hand mit dem Messer.
 
Arthur Shelby:
Ältester Shelby-Bruder und am stärksten durch seine Kriegserlebnisse traumatisiert. Besitzt nicht die Eloquenz und das Charisma seines jüngeren Bruders und ist daher immer eher der Mann fürs Grobe. Rastet unter dem Einfluss von Koks und Alk regelmäßig aus und veranstaltet nicht mehr zu kontrollierende Gewaltausbrüche, die auch schon mal letal enden.
 
Ada Thorne (Sophie Rundle):
Schwester und Vorstandsmitglied der Peaky Blinders. Sie will sich anfangs aus ihrer Gangsterfamilie lösen, insbesondere von ihrem Bruder Tommy. Fühlt sich zur Linken hingezogen und heiratet den Kommunisten und Gewerkschaftler Freddie Thorne (Iddo Goldberg), Tommys Jugendfreund. Nach dessen Tod kehrt sie der Revolution aber allmählich den Rücken und wieder in den Schoß der Familie zurück

Zitate:

„Er wacht wieder auf. Garantiert wird er keine Zähne mehr im Mund haben, aber dafür wird er ein weiserer Mann sein.“ (Alfie Solomons (Tom Hardy))
„Es gibt Gott, und es gibt die Peaky Blinders. Wir sind in Small Heath – wir sind viel, viel mehr als Gott.“ (Tommy Shelby)
„Wenn ich sie holen komme, werde ich hohe Absätze tragen, damit Sie mich hören können und genügend Zeit haben zu bereuen. Sie werden auf meine Schritte warten.“ (Polly Gray)
„Du bekommst nicht, was du verdienst: Du bekommst, was du dir holst.“ (Lizzie Stark (Natasha O‘Keeffe))
„Nur 20 Sekunden, und schon haben Sie sich als Zigeuner entlarvt.“ (Oswald Mosley (Sam Claflin))
„Wisch‘ dir die Scheiße von den Schuhen, bevor du ins Auto steigst.“ (Tommy Shelby)

Tom Hardy – Ist er „nur“ Alfie Solomons oder schlicht großartig?

Die Kritik des Gunslingers

Irgend jemand hat einmal gesagt, Serie sei das neue Kino. So ganz falsch ist das nicht, denn wie auch die „Peaky Blnders“ zeigen, lassen sich im Serienformat opulent ausgestaltete Geschichten erzählen, wo das Kino laufzeitgeschuldet raffen muss. Und nicht nur das: Auch von den Bildern her machen die Blinders ordentlich was her – weit entfernt von jeglicher TV-Ästhetik. Der Einsatz von Zeitlupen, gedeckte Bilder, in denen Braun- und Gelbtöne dominieren, und die oft nicht linearen Schnitte ergeben eine hippe, effektvolle Bildsprache.
Großartig beispielsweise immer wieder die Einstellungen aus dem Stadtteil Small Heath, der Homebase der Peaky Blinders in Birmingham. Ärmliche Arbeiter-Reihenhaussiedlungen im Schatten einer riesigen, Feuer und Qualm spuckenden Fabrik. Inmitten dieses industriell-kapitalistischen Höllenschlunds reitet in der ersten Folge ein Mann, Tommy Shelby, auf einem edlen Vollblutpferd durch die Straßen, um dessen Start in einem Rennen anzupreisen. Feiner, symboltriefender Gegensatz.
Neben aller Gangstergewalt – hier feiern unter anderem die Rasierklingen in den Schiebermützen der Blinders fröhliche Urständ‘ – geht’s insbesondere anfangs stark um die Kriegstraumatisierung der beiden älteren Brüder: Während Tommy im Opium Vergessen sucht, kompensiert Arthur das Erlebte durch fast schon hysterisch ausgelebte Gewaltexzesse, Kokain und Alkohol. Ein weiterer Aspekt ist die Abstammung der Shelbys von den Roma. Diese verschafft ihnen neben häufiger Diskriminierung einige Vorteile infolge der engen Verbundenheit zwischen den Romafamilien oder auch dadurch, dass ihre Feinde sie unterschätzen. Nicht zu vergessen die Roma-Sprache, die die Konkurrenten natürlich nicht verstehen.
Mal unbesehen von der noch kommenden sechsten Staffel stimmt das Gesamtpaket aus Story, Umsetzung und Cast. Aus letzterem jemanden herauszuheben, wäre ungerecht. Bis in die Nebenrollen hinein ist die Besetzung fantastisch. Ich sage nur Tom Hardy oder auch Adrien Brody, ohnehin mit fetten Steinen im Brett der Redaktion. Die schon angesprochene Kameraarbeit und die Ausstattung sind 1a und stimmig. Einzig die Musikauswahl empfand ich als nicht immer glücklich. Ich bin sägenden Gitarrenklängen durchaus nicht abgeneigt, doch hier war’s phasenweise penetrant und zu stark in den Vordergrund gemischt. Nick Cave allerdings geht eigentlich immer. Dennoch ziehe ich einen Halben dafür ab.
Lustigerweise scheint sich die Serie weniger an den historischen „Peaky Blinders“ orientiert zu haben, sondern an den „Birmingham Boys“ von Billy Kimber. Der „echte“ Billy war in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wohl einer der einflussreichsten Gangster im UK. Sein Krieg mit Sabini, in der Serie den Peaky Blinders zugeschrieben, ist belegt, genauso wie die Beteiligung des jüdischen Gangsters Alfred Solomon, der in der Serie zu Alfie Solomons wurde. Kimber wurde im Übrigen nicht umgebracht, sondern starb 1945 als legaler Buchmacher.

Rating: $$$$+

Splatter: 6/10





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