OT: City of Fear
AT:
Scharfe Küsse für Mike Foster
Agent FS – Der Mann ohne Gesicht (A)
Jahr: GB/D 1965
R: Peter Bezencenet
B: Harry Alan Towers („Peter Welbeck“)
K: Martin Curtis
M: Johnny Douglas
D: Paul Maxwell, Terry Moore, Marisa Mell, Albert Lieven
Quelle: DVD (Pidax). Dank fürs Rezi-Exemplar!
Der amerikanische Reporter Mike Forster (Paul Maxwell) befindet sich auf Stippvisite in Wien. Forster hat nicht nur professionell ordentlich Tinte auf dem Füller, wenn ihr versteht. So lässt er in Sachen Frauen nix anbrennen und ist sich seiner – für uns allerdings etwas unerklärlichen – animalischen Anziehungskraft höchst bewusst. Daher ist es für ihn auch selbstverständlich, dass sich eine ihm unbekannte Schöne (Helga Lehner) fürs nächtliche Nachhausebegleiten sofort fast nackig macht und zum Knattern einlädt. Ein Angebot, das Forster selbstredend nicht abschlägt, obwohl es für ihn am nächsten Morgen schon weitergeht nach Budapest. Hier soll er einen ungarischen Ministerialen interviewen.
Auf dem Flughafen dann platzt ein Unbekannter (Pinkas Braun) in den Wartekaffee. Ferenc, so stellt er sich vor, ist ungarischer Flüchtling und möchte seiner Schwester und ihrem schwerkranken Kind in Budapest ein lebensrettendes Serum zukommen lassen. Obwohl sich Forster ziert, drängt ihm der etwas klebrige Magyare ein Päckchen auf.
Angekommen in Budapest, gelangt Forster mit der heißen Ware zwar reibungslos durch den Flughafenzoll, doch dann beginnen die Probleme. Nicht nur verliert er umgehend den Zettel mit den Kontaktdaten der Schwester. Zudem findet er später in dem Päckchen mitnichten ein Serum, sondern falsche US-Pässe, ausgestellt auf Dr. Kowacz (Albert Lieven) und seine Tochter Ilona (Marisa Mell). Kowacz ist bekannter Kernphysiker und will mit wertvollen Papieren im Handgepäck rübermachen. Wenn nun die Frauen nicht wären, sähe es für Forster, der offensichtlich nur unter der Gürtellinie glänzt, jetzt zappenduster aus. Doch in Taxifahrerin Magda (Zsuzsa Bánki) und der ebenfalls amerikanischen Modeeinkäuferin Suzan (Terry Moore) hat er zwei wertvolle Verbündete.
Zitate:
Suzan: „Zigeunermusik ist für mich das Aufregendste, was es gibt.“ – Mike: „Die sollten nur im Rhythmus bleiben.“ (Stieselig ist für sowas vielleicht der passende Ausdruck)
Mike: „Jeder muss sich einmal in seinem Leben bewähren. Jetzt bin ich dran.“
Die Kritik des Gunslingers
Tja nun. Was den Titel angeht, erwecken sowohl der originale als auch die deutschsprachigen eindeutig falsche Erwartungen. Während ersterer unsere Erwartungen in Richtung Thriller lotst, suggerieren uns die anderen, ein Mitglied der Familie „Eurospy“ vor uns zu haben. Beides kann der vom König der Billigheimer, Harry Alan Towers, produzierte Streifen letztlich nicht einlösen. Vielmehr erleben wir eine unentschlossene Mixtur daraus, ergänzt um ein wenig Kalter-Kriegs-Problematik.
Vor allem als Thriller hätte der Film durchaus Potenzial gehabt. Leider lässt er nahezu alle Möglichkeiten liegen, Suspense zu erzeugen. Das geht bereits los am Flughafen in Budapest: Wie einfach wäre es gewesen, aus der Zollpassage spannungsanfachende Funken zu schlagen. Stattdessen sehen wir, wie Forster in Wien das Päckchen mitnimmt und in der nächsten Szene unbehelligt das Flughafengebäude in Budapest verlässt. Das Schlimmste, was ihm passiert, ist, dass er den Bus in die Innenstadt verpasst. Die immer wieder behauptete Omnipräsenz der und Gefahr durch die Geheimpolizei bleiben Behauptung. Über fast die gesamte Filmdauer gibt es keine Opponenten, keine Verfolger. Die Protagonisten – insbesondere Forster und Ilona – können sich nahezu ungestört ihre Schnitzeljagd durchs Budapester Nachtleben liefern, bis Ilona endlich die Pässe in der Hand hält.
In einem vernünftigen Thriller wäre Forster beispielsweise spätestens dann dermaßen am Arsch gewesen, als er über das Budapester Radio nach der Schwester suchen lässt, nachdem er seinen Zettel verloren hat. Dabei verrät er nicht nur, dass er das illegale Serum hat, sondern auch gleich noch seine Hoteladresse.
Nun gut, der Film ist trotz allem nicht so schlecht, wie es sich vielleicht liest, und die Maniax haben für so etwas ja eh ein Herz aus Gold, solange das Bier reicht. Optisch beispielsweise richtig gut gelungen ist die Sequenz in der Villa und die anschließende Szene in Maxwells Hotelzimmer. Hier veratmet der Film tatsächlich etwas Noir-Atmosphäre mit Low-Key-Beleuchtung und harten Schwarzweißkontrasten. Zudem sind die Ladies mehr als eines Blickes wert: Marisa Mell etwa war in den Sechziger und Siebziger Jahren in zahlreichen Genreproduktionen zu sehen wie „Gefahr: Diabolik!“ oder „Nackt über Leichen“. Helga Lehner und Maria Rohm waren ebenfalls Stammgäste im Genrekino, zum Beispiel bei Jess Franco oder Rolf Olsen. Beide standen im gleichen Jahr für „In Beirut sind die Nächte lang“ vor der Kamera, bei dem ebenfalls Peter Bezencenet Regie führte und Harry Alan Towers produzierte.
Rating: $$$
Splatter: 0/10