OT: Dead in a Week (or your Money back)
Jahr: GB 2018
R, B: Tom Edmunds
K: Luke Bryant
M: Guy Garvey, Peter Yobson, Paul Saunderson
D: Aneurin Barnard, Tom Wilkinson, Freya Mavor, Marion Bailey
Quelle: DVD (Ascot Elite). Dank fürs Rezi-Exemplar!
William Morrison (Aneurin Barnard) hat eigentlich zwei Probleme. Problem eins: Das Leben ist öd, leer und sinnlos. Problem zwei: Auch Selbstmordversuch Nummer 10 ist recht unspektakulär in die Hose gegangen. Nun ist guter Rat teuer. Aber in seinem Mantel findet er eine Visitenkarte, die ihm ein sympathischer älterer Herr bei seinem vorletzten Suizidversuch zugesteckt hatte.
Leslie O’Neill (Tom Wilkinson), so der Name, ist Berufsknipser, einst Top-Profi, nun kurz vor der Rente. Probleme bereitet ihm vor allem die Konkurrenz aus Osteuropa, die zu Dumpingpreisen arbeitet. Nun muss er ordentlich strampeln, um seine Hit-Quote zu erbringen, damit ihn die zuständige Berufsstandsvereinigung „Gilde der Auftragskiller“ nicht zwangsverrentet. Also bietet er als zusätzlichen Service potenziellen Selbstmördern Unterstützung bei ihrem Vorhaben an: Tot in einer Woche, oder Geld zurück.
Als William Leslie konsultiert, braucht dieser nur noch einen erledigten Job, um den Verbleib in der Gilde sicherzustellen; William wiederum hofft auf den finalen hust Durchbruch. Eine Win-Win-Situation sozusagen. Aber dann ändern sich unerwartet die Umstände: Williams Buch über verschiedene Selbsttötungsarten findet überraschend einen Verleger (Nigel Lindsay). Und für den arbeitet die zauberhafte Ellie Adams (Freya Mavor) als Verlagsassistentin, noch dazu fast eine Schwester im Geiste.
William möchte also von seinem Mord-Kontrakt zurücktreten, doch Leslie ist unerbittlich und besteht auf Vertragserfüllung.
Zitate:
Leslie:
„Ich bin eine Ein-Mann-Sterbeklinik. Wer mir vertraut, muss nicht in die Schweiz fahren.“
„2000? Ich würde Sie noch nicht mal mit einem Ford Fiesta rückwärts überfahren für das Geld.“
„Diese Arbeit bedeutet alles für mich: Ich bin nur auf der Welt, um Menschen zu töten.“
„Ich habe in meinem Leben mehr Menschen umgebracht, als Sie heiße Bäder genommen haben.„
Harvey (Christopher Eccleston) zu Leslie: „Du nimmst deinen Rollator und verpisst dich in den scheiß Sonnenuntergang des Ruhestands. Aber fang‘ ja nicht mit Golfen an. Golf ist für Fotzen.“
William: „Haben Sie Referenzen?“ – Leslie: „Ich kann Ihnen eine Liste der Gräber geben. Können Sie besuchen.“
Brian (Nigel Lindsay): „Sie wollen sich wirklich umbringen?“ – William: „Wahrscheinlich.“ – „Großartig! Das verbinden wir dann mit der Taschenbuchveröffentlichung.“
Die Kritik des Gunslingers
Mit seiner britischen Version einer schwarzen Komödie etwa nach dem Muster der Streifen der Gebrüder Coen macht Regiedebütant Tom Edmunds nicht viel falsch.
Trotz seiner eigentlich tristen Thematik, marschiert der Film immer mit einem manchmal bösen Lächeln durch die Botanik. Da stehen liebevolle Passagen mit leisem Humor wie Leslies häusliches Leben mit Ehegespons Penelope (Marion Bailey)gegen recht brachiale Sequenzen: Als sich eine Kundin beschwert, dass sie noch nicht tot sei, entschuldigt sich Leslie formvollendet und verpasst ihr einen Kopfschuss. Dazu gibt Christopher Ecclestone, der den Gilden-Vorsitzenden Harvey spielt, den klassischen, emporgekommenen Gangster-Proll. Ecclestone hat zwar nur wenige Szenen, aber die sind einfach klasse durch den Extremkontrast zwischen Harvey und Leslie.
Sehr schön gemacht in Sachen Kontrast ist auch die Szene, in der Leslie bei William endlich finale Nägel mit Köpfen machen will. Während er an seinem Auftrag arbeitet, fiebert – immer wieder dazwischen geschnitten – Gattin Penelope dem Jury-Entscheid bei einem Handarbeitswettbewerb, Disziplin „Kissen“, entgegen. Diese Piefigkeit zieht sich durch das ganze Killer-Universum. So überreicht Harvey ausscheidenden Killern zum Abschied sogar eine grauenvolle, vergoldete Tischuhr.
Schlachtross Tom Wilkinson und Marion Bailey beherrschen den Streifen, obwohl auch alle anderen einen klasse Job machen. Leslie ist alles andere als der „typische“ Berufskiller. Er führt seinen Job, von dem die Gattin im Übrigen weiß, wie eine klassische 9-to-5-Arbeit aus. Seinen potenziellen Klienten kann er sogar einen Katalog über die angebotenen Todesarten und Referenzen vorlegen. Ob er nun Leute umnietet oder im Büro stanzen würde, ist dabei einerlei. Gleichzeitig führen er und Penelope das typische Rentner-Vorstadt-Leben mit Kreuzfahrt-Träumen, Zierkissen und Wellensittich. Dazu gut vernetzt in der Nachbarschaft. Spitze ist, wenn sich beide Welten – Killerjob und private Spießerwelt – direkt treffen wie in dem Erinnerungs-Album, das Penelope ihrem Leslie geschenkt hat: Dieses enthält die gesammelten Zeitungsausschnitte von Leslies Morden, liebevoll drapiert und eingeklebt. Dazu ist das Werk betitelt mit „Leslie’s Hits“. Toll.
Doch ist der Film nicht nur Juxerei. Es geht letztlich um Sinnsuche und als Kern um die vereinfachende, doch nicht ganz unwahre Aussage „Auf Regen folgt Sonnenschein“ und sei das Jammertal auch noch so tief. William hat den Seinen noch nicht gefunden und hat für sich beschlossen, die Suche vorzeitig zu beenden. Leslie dagegen sieht den Sinn seines Lebens in Gefahr und sperrt sich verzweifelt gegen den drohenden Ruhestand. Am Ende haben sie beide erkannt, dass sich eine große Kraft, um nicht aufzugeben aus zwischenmenschlichen Beziehungen ziehen lässt.
Abgerundet wird die Geschichte durch einen schmissigen Score, der in seinen besten Momenten dazu Anleihen bei Ennio Morricone nimmt.
Rating: $$$$
Splatter: 2/10