Black’s Game – Kaltes Land

OT: Svartur á leik

Jahr: ISL 2012
R, B: Óskar Thór Àxelsson
B: Stéfan Máni
K: Bergsteinn Björgúlfsson
M: Frank Hall
D: Thór Kristjansson, Jóhannes Haukur Johannesson, Àsgeir Ásgeirsson („Damon Younger“), Maria Birta

Quelle: TV (Tele 5)

Trailer

Die Nächte in Reykjavik sind lang. Am besten schaltet man daher in den Dauerfeiermodus wie Stefan (Thór Kristjansson), genannt „Stebbi“, der nächtens durchmacht und tagsüber nebenbei studiert. Doch eines Morgens wacht unser Studiosus im Polizeigewahrsam auf: kompletter Filmriss und Anklage wegen schwerer Körperverletzung am Arsch.
Aber Glück im Unglück, denn frisch aus der Ausnüchterungszelle entlassen, läuft ihm Tóti (Jóhannes Haukur Johannesson ) übern Weg, ein alter Kumpel aus Kindertagen, zu dem der Kontakt jahrelang abgerissen war. Der Kollege hat inzwischen die Laufbahn eines Kleingangsters eingeschlagen und versucht, im Amphetamingeschäft mitzumischen. Dieses kontrolliert derzeit noch Joi Farao (Pröstar Leo Gunnarsson). Doch der alternde Pate und Nachtclubbesitzer befindet sich auf dem absteigenden Ast, und so wittert Tóti Morgenluft.
Nachdem Stebbi seinem alten Kumpel einen *hust* handfesten Gefallen getan hat, ist er nicht nur Mitglied in Tótis Team, sondern hat auch einen fähigen Anwalt für die anhängige Anklage an der Seite. Alles läuft also blendend: Erfrischungen satt, ausreichend Pennunzen auf der Naht, Sex … Was halt so das Gangsta-Herz begehrt. Die Dinge ändern sich, als sich der psychopathische Bruno („Damon Younger“) ins Boot drängt, ebenfalls ein Kinderfreund Totis. Dank Brunos Kontakten wird das Ding jetzt professionalisiert und ganz groß aufgezogen. Nun rollt der Rubel zwar richtig, aber der Spaß verabschiedet sich allmählich durch die Hintertür.

Zitate:

Stebbi: „Ich möchte mich bei dir bedanken.“ – Tóti: „Stebbi, ich steh‘ nicht auf diesen sentimentalen Scheiß.“

Bruno: „Wenn du ‘ne kaputte Niere und noch ein paar gebrochene Rippen haben willst … wenn dir das am Arsch vorbei geht, dann komm her.“

Tóti: „Wenn wir damit aufhören, Knochen zu brechen, wird man sie uns brechen. So einfach ist das.“

Die Kritik des Gunslingers

In Nord-Skandinavien darf man nicht zu zartbesaitet sein, denn insbesondere der winterliche Lichtmangel kann auch wenig sensible Gemüter in die Depression treiben. So taucht der Streifen erst einmal tief in die hedonistische Partyszene Reykjaviks Ende der 1990er ein, in der man Anflüge von Schwermut kurzerhand wergfeiert. Das anfängliche Bildergewitter zu von elektronischen Bleeps begleiteten Sägegitarren, erinnert nicht von ungefähr an den Partykracher „Smack my Bitch up“ von The Prodigy. Hier endet’s aber nicht mit dem Blick in den Spiegel, sondern mit einem Glas auf der Schläfe eines Mitfeiernden.
Der Streifen ist weitgehend als Rückblende erzählt, kommentiert von Stebbie als Off-Erzähler. Erst mit seiner Rückkehr nach Island zur Beerdigung seiner Mutter erreicht die Geschichte, nach wahren Ereignissen erzählt, die Gegenwart. Mitproduziert hat einer unser Lieblings-Dänen Nikolaus Winding Refn, zu dessen „Pusher“-Trilogie auch „Black’s Game“ Parallelen aufweist.
Mitleid mit den Protagonisten will nicht aufkommen, denn sie alle haben ihr Schicksal frei gewählt. Kohle- und spaßgetrieben sowie uninteressiert am Schicksal anderer, landen sie auf der schiefen Ebene. Das endet für die meisten von Ihnen im besten Falle unerfreulich. Die Atmosphäre ist weitgehend spaßbefreit; der Umgang miteinander eher ruppig. Selbst das Abspulen des Partylebens hat was öde Zwanghaftes, nur aufgelockert durch neue, bessere Drogen im Umlauf. Island als Location bleibt weitgehend außen vor: Reykjavik ist Großstadt wie andere auch; der Streifen also weniger ein isländischer Thriller als europäisches Thrillerkino, im Fahrwasser von Guy Ritchie oder auch Quentin Tarantino.
Was die Gewalttätigkeit angeht, hält sich der Film bedeckt: Als richtig heftig habe ich nur die Szene empfunden, in der Bruno seinem Komplizen Robbi mit einem Hammer die Rippen bricht. Muss halt alles glaubwürdig sein für den geplanten Versicherungsbetrug. Optisch bleibt‘s stylish: Splitscreens, Standbilder, Fotos, stakkatoartig zusammengeschnitten, Zeitraffersequenzen und dergleichen mehr. Der erste Langfilm von Óskar Thor Áxelsson ist zwar nicht makellos geraten, doch garantiert die hochwertige Orchestrierung zur Pilsette.

Rating: $$$$

Splatter: 3/10





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